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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 79
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Landratsamts erklärte sich im September u. a. die Heimschule Lender,
St. Pirmin, in Sasbach spontan bereit, rd. 50 Übersiedler (Ungarnflüchtlinge
) bei sich aufzunehmen und zu verköstigen. Leider war nicht überall
solch ein Entgegenkommen vorzufinden.

Da die Zahl der unterzubringenden Übersiedler immer weiter anwuchs,
entschloß sich das Regierungspräsidium im Oktober ein Landesnotaufnah-
melager im Ortenaukreis zu errichten. Im Einvernehmen mit der Forstverwaltung
wurde die Sporthalle des forstwirtschaftlichen Ausbildungszentrums
Mattenhof in Gengenbach hierfür ausgesucht. Im Vorgriff auf den
gesetzlichen Aufgabenübergang im kommenden Jahr, wurde das Landratsamt
mit der verwaltungsmäßigen Aufnahme und landesweiten Verteilung
der eintreffenden Personen beauftragt. Da die ab Januar 1990 zu errichtende
Eingliederungsbehörde zu diesem Zeitpunkt noch nicht stand,
hatten Amtsleiter und zwei Mitarbeiter des Lastenausgleichsamts diese
Aufgabe übernommen. Für die technische Umrüstung waren das Katastro-
phenschutzamt und das Technische Amt, für die Verköstigung war die
Mattenhofverwaltung und für die soziale Betreuung das DRK Offenburg
zuständig. Insgesamt wurden so bis Ende des Jahres drei Gruppen mit je
60 Übersiedlern aufgenommen und, wo möglich, entsprechend eigener
Wünsche innerhalb oder außerhalb des Ortenaukreises auf freie Ausweichunterkünfte
verteilt. Um eine zügige Verteilung zu erreichen, wurde täglich
bis in die Nachtstunden und während der Wochenenden gearbeitet.
Aufgrund des massiven Ansturms erhielten die meisten Übersiedler sog.
Hotelgutscheine bis zur Höhe von 70,- DM/Tag, mit denen sie eine begrenzte
Zeit in einem Beherbergungsbetrieb ihrer Wahl unterkommen
konnten. Dank der guten Zusammenarbeit aller Verantwortlichen gestaltete
sich die Unterbringung von so vielen Menschen auf engem Raum ohne
nennenswerte Probleme.

Im November schließlich wurde der durch die Übersiedler verursachte Unterbringungsdruck
so groß, daß in Lahr insgesamt drei Turnhallen, darunter
die kreiseigene Ortenauhalle, als Bundesnotaufnahmelager eingerichtet
werden mußten. Unter Federführung des Regierungspräsidiums waren Bereitschaftspolizei
, Stadt Lahr, DRK, Landratsamt und andere Institutionen
mit der Errichtung, Verwaltung und Betreuung des Lagers befaßt. Insgesamt
wurden so über 1 000 Personen aus der damaligen DDR aufgenommen
, vorläufig untergebracht und schließlich im Ortenaukreis oder bundesweit
bis Ende des Jahres verteilt. Noch lange danach waren den Mitarbeitern
die vielen von langen Strapazen gekennzeichneten, aber glücklichen
und hoffnungsvollen Gesichter der Menschen in Erinnerung.

Im Hinblick auf die vorgesehene Aufgabenübertragung vom Regierungs-

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