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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 99
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als private Weihungen, im Gegensatz zu Mainz ohne politische Gründe.
Das Reitermotiv hat sein Vorbild in Reitergrabsteinen mit dem am Boden
liegenden Besiegten. Analog zu den von Eliade in alten Religionsformen
beobachteten Vorstellungen von einer Weltachse, die Himmel und Erde
trägt und verbindet, könnte hier der Pfeiler und die Säule diesen Pfahl bedeuten
, der die Erde der Menschen mit dem Himmel verbindet.

Zur Verbreitung: Für Obergermanien werden 300 Säulen, für Gallien (vornehmlich
Ostgallien) 150 bis 200 Säulen gezählt8- 9- 10. Den Sockel der
Säulen bilden Viergöttersteine, Blöcke mit vier Reliefs in der kanonischen
Zusammensetzung von zwei weiblichen und zwei männlichen Göttern
(Juno, Minerva, Merkur, Herkules oder Juno, Minerva, Apollo, Herkules).
Darüber ist oft ein Zwischensockel eingeschoben mit sieben Wochengöttern
oder auch acht Götterreliefs. Der aufgehende Säulenschaft ist von
Schuppen bedeckt, auch mit Eichenlaub oder Weinranken belegt.

Das meist korinthische Kapitell mit vier Köpfen, die vier Jahreszeiten darstellend
, trägt die Standplatte für das Bild des Jupiter-Taranis, meist reitend
oder thronend, allein oder mit Juno zur Seite. Einfache Säulen auf dem
Land kommen ohne Viergöttersteine als Sockel aus. Auch Wochengötter-
steine kommen selten vor, fehlen z. B. in Straßburg.

Gut erhaltene, ergänzte oder kopierte ganze Säulen wurden wiedererrichtet
in Mainz, Saalburg, Ladenburg, Walheim und Hausen an der Zaber und
Stuttgart, in Frankreich auf dem Donon und in Metz. In Cussy-la-Colonne
steht die einzige fast ganz erhaltene Säule seit der Antike auf ihrem Platz.

Bruchstücke von zwei Säulen wurden in der Ortenau gefunden. Auf dem
noch 41 cm hohen Unterteil eines Viergöttersteins, in Eckartsweier zwischen
1895 und 1898 ausgegraben, sind zwei weibliche und zwei männliche
Gottheiten erkennbar, nach der häufigsten kanonischen Götterkombination
wohl Juno, Minerva, Herkules und Merkur. Teile einer anderen Jupitergigantensäule
kommen aus Lichtenau-Benshurt. Der Fund von 1922
besteht aus einem Jupiterkopf und einem auf der Standplatte liegenden Giganten
(Mus. Offenburg)11.

Nur in Teilen sind die Jupitergigantensäulen meist erhalten, wobei die
Viergöttersteine wie manche Kapitelle als besonders gute Arbeiten herausragen
, so in den Museen von Mainz (von etwa 25 Säulen), in Stuttgart
(Originalteile von Hausen), weiter in Metz, Nancy, Epinal, Trier, Karlsruhe
, Mannheim, Frankfurt, Wiesbaden und in Straßburg (mit Teilen vom
Donon und Seltz). Außerhalb des Lagers Argentorate, in den Canabae, haben
zwei Jupitergigantensäulen gestanden, auf dem Kleberplatz und in der

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