Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 178
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0178
reichte der Kleinkrieg seinen Höhepunkt. Gewitzt durch die Ereignisse des
Vorjahrs, ließ die Abtei rechtzeitig die Heu- und die Getreideernte in Sicherheit
bringen. Die hanauischen Waldgenossen waren durch diese Maßnahme
aufs höchste gereizt und erschienen am 26. Juni 1724, abends zwischen
6 und 7 Uhr, mit einem Haufen von 50 Mann auf der Walstatt. Da
aber die Wut ein schlechter Ratgeber ist, kamen sie auf den abenteuerlichen
Gedanken, das Meierhaus (ein zweistöckiges Fachwerkhaus) abzubrechen
und das Fachwerk nach Lichtenau zu führen. Die Heimburgtümer
von Schwarzach und Moos waren mit diesem Abbruch einverstanden. Jetzt
hatte der laufende Prozeß neue Nahrung erhalten, allerdings solche zu
Gunsten des Hofes. Das Gericht verurteilte das Heimburgtum Lichtenau
zum Wiederaufbau des Hofes (1728). Die aufgelaufenen Kosten beliefen
sich auf über 4385 Gulden. Die mitverschworenen Heimburgtümer
(Schwarzach und Moos) weigerten sich, irgendeinen Anteil an den Kosten
zu übernehmen. Das letzte Gefecht in diesem Streit spielte sich 1732 ab.
Wie schon mehrfach praktiziert, rissen die Hanauer wieder die Zäune ein
und trieben ihr Vieh auf die Weiden des Hofes. Jetzt waren der Abt und alle
Heimburgtümer des Kampfes müde und zu Verhandlungen bereit: Nach
zähem Ringen erarbeitete man einen Vergleich, nach dem der Warmersbru-
cher Hof die große Hesselsfürst behielt, die übrigen „Eroberungen" aber
zurückgeben sollte. Der Abt kam noch dem Heimburgtum Lichtenau entgegen
, in dem er versprach, die abtsstäbischen Heimburgtümer anzuhalten,
auch einen Anteil an den Prozeßkosten zu entrichten54. Als im Jahre 1732
die streitenden Parteien einen Frieden anstrebten, mag der Gutsverwalter
auch hinsichtlich der Zäune aufgeatmet haben, denn nach viermaligem
Niederreißen derselben, war er jedesmal gezwungen, diese schnell wieder
herzurichten, wozu ihm aber nicht wie den Gemeinden Dutzende von
Fröhnern zur Verfügung standen. Um ein Überlaufen des Viehs zu verhindern
, waren an der Grenze zweier Weidegebiete Zäune unbedingt erforderlich
. Nicht die Zäune als solche waren umstritten, sondern ihr Standort.

Der nächste Wirbel betraf einen Grenzsteinstreit an der Westgrenze des
Fünfheimburgerwaldes. Diese Grenze war gleichzeitig die Ostgrenze des
hanauischen Herrschaftswaldes „Gefell-Strieth". Als die klösterlichen und
hanauischen Beamten im Frühjahr 1741 feststellten, daß viele Grenzzeichen
an dieser Grenze verfault oder umgefallen waren, beschlossen sie, gemeinsam
84 neue Grenzsteine zu setzen. Als den markgräflichen Räten zu
Rastatt der Vollzug dieses Beschlusses gemeldet wurde, erblickten sie darin
einen Hoheitsakt, den der Abt sich widerrechtlicht angemaßt hätte, da
dieser nach ihrer Meinung nicht reichsunmittelbar, sondern ein Landstand
des Markgrafen wäre. In der Nacht zum 9. Mai 1741 mobilisierten sie deshalb
200 Mann aus dem Amt Stollhofen, die mit Pickeln, Äxten und
Hacken die Steine ausgruben und zerschlugen. Auch dieser Streit hatte ein

178


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0178