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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 220
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Sigmund Bosch, Täuferpoet von Friesenheim: Zur
Lebens- und Gedankenwelt eines Unbekannten

Uwe Schellinger
Zur Einleitung

Während des 16. Jahrhunderts konnte man im Verlauf der religiösen und
politischen Umwälzungen neben der Abspaltung der neuen reformatorischen
Konfessionen von der traditionellen Kirche auch das Entstehen einer
noch radikaleren Glaubensgemeinschaft beobachten. Für die darin beheimateten
Menschen stand fest, daß auch die Reformatoren nicht weit genug
gegangen waren und zu gehen gedachten. Ihnen erschien Dr. Martin
Luther mit seinen gelehrten Helfern letztlich um keinen Deut besser als die
verknöcherten Papisten, so daß man versuchen wollte, eigene Gemeinschaften
zur Besserung des Lebens zu bilden. Man hat diese Gruppierungen
im nachhinein mit den verschiedensten Bezeichnungen zu kategorisie-
ren versucht. Die Palette der Begriffe reicht von „Nonkonformisten" bis zu
„Dissidenten". Die Gelehrten sprechen von der „radikalen Reformation"
oder von ihrem „linken Flügel". Zumeist werden sie jedoch schlicht und
einfach „Täufer" genannt, nach einem ihrer charakteristischsten Merkmale,
der Erwachsenentaufe. Die zeitgenössische Polemik ihrer Gegner entwickelte
schließlich die Bezeichnung „Wiedertäufer". Sie selbst jedoch
nannten sich untereinander einfach „Brüder und Schwestern".

Die Erforschung dieser komplexen Bewegung, welche dem heutigen Betrachter
einerseits eine ganze Reihe von möglichen Entstehungsursachen,
aber auch vielfältige Ausgestaltungen ihrer Lehre anzubieten vermag, hat
versucht, durch verschiedenste Ansätze Zugang zu den Täufern - wie sie
hier nun genannt werden sollen - zu bekommen. Die verschiedenen Disziplinen
der Geschichtsschreibung, aber auch die theologische Wissenschaft
haben sich mit ihren unterschiedlichsten Methoden immer wieder um Erklärungen
bemüht. So besitzen wir mittlerweile eine ungemein reichhaltige
Fülle an Literatur, ohne jedoch in den meisten Fragen schon vollständige
Befriedigung erhalten zu haben1. Eine Vielzahl von Studien hat sich auch
mit den führenden Köpfen der Täuferbewegung befaßt, mit ihren ideologischen
Vordenkern und den Vorstehern der überall verstreuten Gemeinden.
Anhand der verschiedenen Biographien konnte und kann man die Vielfalt
der täuferischen Strömungen ablesen, ihre Gemeinsamkeiten, gegenseitigen
Beeinflussungen und auch Differenzen analysieren2. Diese Vorgehensweise
ist ohne Zweifel legitim und auf ihre Art sicher gewinnbringend. Die
Forschung vergißt aber m. E. allzusehr, Blicke auf diejenigen Täufer zu

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