Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 222
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0222
gentlichen Heimat Boschs, von Forschungsseite bislang mehr als stiefmütterlich
behandelt wurde. Thomas Baumann erwähnt Sigmund Bosch zwar
in seiner noch nicht lange veröffentlichten Darstellung der Lahrer Täufergemeinde5
, jedoch weiß er mit dem „Sigeln von Frissenheim"6 wenig anfangen
. Schon gar nicht behandelt Baumann seine Tätigkeit im Marpeck-
Kreis oder seine Bekanntheit als täuferischer Liederdichter. Bis zum Zeitpunkt
des sensationellen Fundes des sog. Kunstbuchs durch Heinold Fast
im Jahre 1955 und dessen maßgeblichen Aufsatzes ein Jahr später7, hatte
man Bosch allein seiner Poetenkunst wegen gekannt. Erste Notizen in
ebendiese Richtung stammen jedoch schon aus dem letzten Jahrhundert.
August Friedrich Heinrich Schneider und Freiherr Rochus von Liliencron
legten in ihren Arbeiten8 die ersten Spuren, worauf dann Philipp Wackernagel
zwei Jahre später (1877) die von ihm entdeckten Lieder Boschs in
den fünften Band seiner berühmten Kirchenlieder-Sammlung
mitaufnahm9. Wackernagel ordnete Bosch seinerzeit noch den Dichtern
Schwenckfeldischer Prägung zu; dies deshalb, weil er zwei Lieder Boschs
(Nr. 781 und Nr. 782 seiner eigenen Liste) in der Liedersammlung des bekannten
Schwenckfeldianers Daniel Sudermann (1550-ca. 1631) gefunden
hatte. Drei weitere Lieder (Nr. 783, Nr. 784, Nr. 785) entnahm er dem ältesten
erhaltenen Druck des Ausbunds, des ersten täuferischen Gesangbuches
, aus dem Jahr 158310.

Auf der Zusammenstellung Wackernagels konnte Rudolf Wolkan aufbauen.
In seinem Standardwerk Die Lieder der Wiedertäufer von 1903 bespricht
er selbstverständlich auch die Lieder des eben erwähnten Ausbunds und
kommt dabei kurz auf die Texte Boschs zu sprechen, denen er wichtige
dichterische, aber auch dogmatische Bedeutung zumessen will".

Die von diesen Sammlern und Forschern unternommene Einordnung
Boschs in die Zunft der Täuferpoeten schlug sich dann auch in der kurzen
Notiz nieder, welche Christian Nejf 1913 für den ersten Band des Menno-
nitischen Lexikons verfaßt hat. Für Neff war Bosch zu diesem Zeitpunkt
noch „ein sonst unbekannter täuferischer Liederdichter"^2. Diese Einschätzung
sollte dann 40 Jahre hindurch Bestand haben. Wichtige Quellenveröffentlichungen
aus den Jahren 192913 und 195114 hatten keine Auswirkungen
auf eine eventuell intensivere Beschäftigung mit Bosch. Sie konnten
nur im nachhinein als weitere Bausteine fungieren, nachdem im Jahre
1955 schließlich eine außergewöhnliche Entdeckung völlig neue Perspektiven
auch für die Beurteilung Sigmund Boschs ergeben hatte, ja ihn gewissermaßen
von den Toten auferstehen ließ. J. F. G Goeters und der schon
erwähnte Heinold Fast waren in diesem Jahr in der Burgerbibliothek zu
Bern auf einen Handschriftenband gestoßen, der mittlerweile unter dem
Namen Das Kunstbuch Furore unter den Täuferforschern gemacht hat. Es

222


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0222