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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 228
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gene Straßburg. Zwar hatte auch das dortige Stadtregiment schon am
27. Juli 1527 ein Täufermandat erlassen, doch dieses wurde praktisch nicht
vollzogen. Das liberale Straßburg galt in diesem Jahr (1529) noch als Oase
der Toleranz und als Fluchtpunkt für alle Arten von Nonkonformisten der
damaligen Gesellschaft. Selbst das o. g. Reichsgesetz Karls V. wurde in
Straßburg so gut wie nicht in die Tat umgesetzt. Man konnte sich auch als
Dissident und Häretiker lange Zeit über einigermaßen unbelästigt in der
Stadt bewegen42. Zuhauf suchten sie Zuflucht in Straßburg, wo man nach
den Aussagen des bekannten zeitgenössischen Schriftstellers Sebastian
Franck „jene nur geißelte, die anderswo mit dem Tod bestraft wurden"43.
Im April 1528 wurden die in der Stadt lebenden Täufer auf 250 geschätzt.
Im darauffolgenden August waren es bereits 500 und der im Oktober 1530
verhörte Andres Bauer spricht sogar davon, daß es schon 2000 von diesem
„seltsam volck" gebe44. Es ist sicher nicht falsch zu behaupten, daß gerade
in dieser Zeit das Gewicht der Täufer Straßburgs in der Relation zu anderen
Städten äußerst groß war. Ein Bevölkerungsanteil von ca. 8% im
Jahr 1530 ist sicher nicht zu unterschätzen.Von Martin Bucer, dem Reformator
Straßburgs, wissen wir zumindest, daß er zeitweise ernsthaft mit einem
Umsturzversuch durch die Täufer gerechnet hat!45 Tatsache ist auf jeden
Fall, daß in den Jahren nach dem kaiserlichen Mandat ein rascher Zuzug
von Täufern nach Straßburg erfolgte, wovon die obengenannten Zahlen
durchaus Zeugnis geben können.

Auch Sigmund Bosch wird zu den Neuankömmlingen gezählt haben. Über
den genauen Zeitpunkt, an dem er in Straßburg eintraf, läßt sich jedoch nur
eine Vermutung aussprechen: Als er zwischen dem 11. und 18. März von
den Ratsbeauftragten Ulman Böcklin und Max Rebstock zu einer Schriftprobe
gezwungen wurde, gab er an, schon drei Wochen lang bei einem Bekannten
namens Claus Bruch beschäftigt gewesen zu sein46. Man könnte
demzufolge seine Ankunft in der Stadt für Ende Februar 1529 konstatieren.

Doch auch in der elsässischen Metropole hatte Sigmund Bosch zunächst
wenig Glück. Wir finden ihn zusammen mit einer großen Anzahl weiterer
Täufer im März desselben Jahres schon wieder in Gefängnishaft. Bosch
war einer „Razzia" zum Opfer gefallen, die eine illustre Täuferversammlung
im Hause seines Straßburger Bekannten Claus Bruch ausgehoben hatte
. Der Hintergrund dieses überraschenden Eingreifens der Ordnungshüter
war folgender gewesen; Der Rat der Stadt hatte am 20. Februar 1529 die
traditionelle Messe abgeschafft. Daraufhin waren einige Schmähschriften
aufgetaucht, die dagegen Protest einlegten. Die dreisten Täter hatten es sogar
wiederholt gewagt, Exemplare ihrer Schriften an der Rathaustreppe anzuschlagen
. Man ging nun scharf vor und wollte mit inquisitorischen Maßnahmen
die Autoren dieser Pamphlete ermitteln. Hierbei verdächtigte man

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