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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 230
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Bedeutung dürfte dabei Boschs Zusammentreffen mit den bekannten Täufern
Georg Nespitzer und Johannes Bünderlin, beide seine Mitgenossen im
Kerker zu Straßburg51, gewesen sein. Zudem wird berichtet, daß auch einer
der berühmtesten Täuferführer der ersten Stunde, Wilhelm Reublin, in
Bruchs Haus verhaftet wurde52. Reublin gilt als einer der Gründerpersönlichkeiten
der Straßburger Täufergemeinde. Als Urgestein der frühen Züricher
Gruppe und zusammen mit Konrad Grebel und Felix Mantz einer der
ersten Täufer überhaupt war er schon im Frühjahr 1526 in Straßburg eingetroffen
. Nach dieser - für ihn schon wiederholten - Verhaftung im Haus
Claus Bruchs mußte er jedoch für immer die Stadt verlassen. Sigmund
Bosch wird zuvor sicher mit ihm zusammengetroffen sein, denn Reublin
war zur Zeit von Boschs Ankunft der hauptsächliche Organisator der
Straßburger Täufer und verkehrte ja auch in Bruchs Haus.

Reublin, Nespitzer und Bünderlin stehen gewissermaßen auch stellvertretend
für die damals in der Stadt präsenten täuferischen Großgruppen. Die
Forschung geht mittlerweile davon aus, daß es in Straßburg deren drei gab:
Da war zum einen eine pazifistisch-biblizistische Gruppe, die ihre Wurzeln
im Schweizer Täufertum hatte; zweitens gab es eine Fraktion von spiritua-
listisch gesinnten Täufern; und schließlich entwickelte sich als dritte Gruppe
ein apokalyptisch gestimmtes, sozialrevolutionäres Täufertum, das sich
an den Ideen Hans Huts orientierte53. Man war sich untereinander alles andere
als einig und bildete auch als Täufergemeinschaft keineswegs eine
Einheit, sondern gab sich vielgestaltigen Rivalitäten hin.

Wilhelm Reublin54, von dem wir eben hörten, war einer der herausragenden
Wortführer der ersten Gruppe von Schweizer Brüdern. In den Personen
Georg Nespitzers und Johannes Bünderlins ist Bosch im Gefängnis jedoch
auch mit bekannten Vertretern der beiden anderen Richtungen in
Kontakt getreten.

Georg Nespitzer55 zählte zu den wichtigsten Protagonisten eines apokalyptischen
Täufertums, während Bünderlin56, ein allseits bekannter Querdenker
, einer der einflußreichsten Vertreter eines nicht-institutionellen und
verstärkt spiritualistischen Täufertums gewesen ist. Die Verhöre im Anschluß
an die Verhaftungen in Claus Bruchs Haus machten zudem deutlich,
daß Bünderlin sogar der eigentliche Initiator dieser Zusammenkunft war.
Trotz der Differenzen, die zwischen ihm und vielen Täufern vorherrschten,
wurde dort aus einer seiner Schriften vorgelesen57.

Aus alldem sollte nun deutlich geworden sein, welch breitem Spektrum
täuferischer Denkweisen Sigmund Bosch in seiner Anfangszeit in Straßburg
und gerade auch während seines Gefängnisaufenthaltes im März 1529

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