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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0235
Wir haben bereits von Boschs Schreiben an seine mährischen Brüder gesprochen
. Neben seinem äußerst langen zeitlichen Abstand zu den ersten
Quellen über Bosch bringt dieser Brief vom 17. Juli noch eine weitere
wichtige Frage hinsichtlich seiner Biographie auf den Plan: Bosch schrieb
seine Trostepistel „an die eltisten sambt der gmein inn Ausserlitz und allen
unsern inn Merchern"76. Mit dieser Anrede waren eigene Marpeck-Ge-
meinden in Mähren gemeint, über deren Existenz uns in hervorragender
Weise als erster erneut Heinold Fast aufgeklärt hat77. Mähren war gerade
in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts zu einem Fluchtpunkt für ander-
orts verfolgte Täufer geworden, nachdem die Stadtregimente z. B. auch
Augsburgs oder Straßburgs immer schärfer gegen sie vorgegangen waren.
Mehr als irgendwo sonst wurden die Sektierer in Mähren durch Teile des
regionalen Adels toleriert und geschützt. Bald geriet die Region bei den
Täufern in den Ruf des „Verheißenen Landes". Neben der großen Gemeinschaft
der Hutterer, die das mährische Täufertum hauptsächlich bestimmte,
gab es noch eine ganze Reihe weiterer Täufergruppierungen der unterschiedlichsten
Art. Bald machte sich dann auch der Trend zu einer immer
stärkeren Aufsplitterung bemerkbar. Jarold Knox Zeman, einer der profundesten
Kenner der Vorgänge in Mähren, hat im Ganzen nicht weniger als
zehn verschiedene Täufergruppen für diesen Raum feststellen können79.
Von Pilgram Marpeck wissen wir, daß er im Frühjahr des Jahres 1540 nach
Mähren gereist war, u. a. um einen Brief Caspar von Schwenckfelds von
Augsburg nach Austerlitz zu überbringen80. Von einer zweiten Reise Mar-
pecks ein Jahr danach berichtet die Chronik der Hutterischen Brüder^K
Der bekannte Täuferführer war nach Mähren gekommen, um dort unter
den zerrissenen Täufergruppen wieder Einigkeit herzustellen. Daß sein
Vorhaben jedoch kläglich fehlschlug, berichtet uns besagte Stelle in der
Hutterischen Chronik. Marpeck mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen
und hatte sich sogar das Mißtrauen der Hutterer eingehandelt. Heinold
Fast hat nun überzeugend nachgewiesen, daß es Pilgram Marpeck trotz
dieser unzweifelhaft negativen Erfahrung gelungen ist, in Mähren ebenfalls
einen kleinen Kreis von ihm wohlgesinnten Täufern zu etablieren.
Diese Gruppe war freilich getrennt von den dortigen Schweizer Brüdern
und natürlich auch von den Hutterern. Sie breitete sich wahrscheinlich
vom Zentrum Austerlitz in eine Reihe von Ortschaften der näheren Umgebung
aus. In Marpecks langjährigem Gefährten Cornelius Veh und in einem
gewissen Bruder Paul hatten sie offensichtlich ihre Anführer,
währenddessen Marpeck ihnen immer wieder durch persönliche Boten
oder aufmunterndes Schrifttum Unterstützung zukommen ließ. Das Kunstbuch
enthält z. B. drei Sendschreiben Marpecks nach Mähren, die aus den
Jahren 1544 bzw. 1553 stammen82. Marpeck war also sehr um seine dortigen
Glaubensbrüder bemüht, obwohl er sich zu dieser Zeit hauptsächlich
in Augsburg aufhielt. J. K. Zeman möchte festgehalten wissen, daß die

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