Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 236
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0236
„Pilgramiten" neben den Hutterern und den Schweizer Brüdern letztlich
sogar die resistenteste Gruppe im mährischen Gebiet waren83.

Angesichts der Tatsache, daß auch Sigmund Bosch seinen Brief vom
17. Juli 1548 an die Austerlitzer und an die anderen mährischen Gemeinden
adressiert, muß die Frage aufkommen, ob auch er seine Heimat zumindest
zeitweise verlassen hatte, um den Brüdern und Schwestern in Mähren
Besuche abzustatten. Heinold Fast hält dies für die Jahre nach 1529 durchaus
für möglich84. Der vertrauliche Stil dieses ersten Schreibens an die
Austerlitzer Gemeinde kann sicherlich als Indiz für eine direkte Beziehung
oder gar Freundschaft in die Diskussion eingebracht werden. Bosch fühlt
sich seinen „lieben Brüdern" in Mähren „im geist und inn der warheit vereinigt
"85. Dieses Bekenntnis läßt durchaus auf eine engere Bekanntschaft
schließen. Um einiges wichtiger ist in dieser Frage jedoch ein weiteres
Schreiben aus der Kunstbuch-Samm\\mg. In einem Brief vom 19. März
1553, also schon 5 Jahre später, bringen die Vertreter der mährischen Mar-
peck-Gemeinden ihrem geistigen Oberhaupt, damals schon in Augsburg
lebend, ihre Verbundenheit mit warmen Worten zum Ausdruck. Bei dieser
Gelegenheit bitten sie ihn zudem, neben Leupold Scharnschlager auch Sigmund
Bosch zu grüßen und bezeichnen diesen dabei als ihren „alten und
geliebten b(rude)r und vatern Sigmunden Boschenn "86. Diese für uns ungemein
wichtige Stelle ist natürlich zuerst einmal ein eindeutiger Hinweis
darauf, daß Bosch zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war. Weiterhin unterstreicht
diese Ehrerbietung abermals Boschs hervorragende Stellung innerhalb
der marpeckschen Täufergemeinden. Schließlich aber kann man
diese recht persönlichen Worte auch dahingehend deuten, daß zwischen
den Verfassern dieses Schreibens87 und Sigmund Bosch eine recht intensive
Verbundenheit bestand. Diese auf eine persönliche Bekanntschaft
zurückzuführen, was gleichbedeutend mit der Annahme eines Aufenthaltes
Sigmund Boschs in Mähren wäre, ist durchaus nicht unwahrscheinlich.
Letztendlich bleibt dieser Punkt in Sigmund Boschs Biographie jedoch relativ
im dunkeln. Es gibt einfach keine sicheren Beweise für eine etwaige
Zeit in Mähren. Aufgrund des Briefs Nr. 17 des Kunstbuchs erscheint ein
Aufenthalt dort jedoch möglich.

Was nun immer stärker hervortritt ist ein weitgespanntes Netz von Mar-
peck-Gemeinden mit den Zentren Straßburg, Graubünden, Mähren und
Augsburg und evtl. noch Württemberg. Pilgram Marpeck hat an seinen jeweiligen
Wirkungsstätten einen Kreis von Anhängern hinterlassen, denen
er zeitlebens verbunden bleiben wollte und bei denen er seine wichtigsten
Mitarbeiter als Vorsteher zurückließ. Als einen dieser „Statthalter" - nämlich
für das Straßburger Einzugsgebiet - dürfte Sigmund Bosch anzusehen
sein, zumindest, was die zweite Hälfte der 40er und die erste Hälfte der

236


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0236