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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 246
(PDF, 129 MB)
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Unter Benutzung der Bilder aus der Apokalypse kann Bosch mahnende
Szenarien errichten:

„Der fewrig Teich ist schon bereit/darinn das thier muß brennen/vnd all die mit
ihm rennet}/.../Es kompt der tag vnd ist nit weit/das stündlein wirt bald komen/den
bösen wie den frommen/furwar es ist ein bstimter tag/auff erdt kein mensch geboren
war/der ihm entrinnen mag"

Für Sigmund Bosch stand es außer Zweifel, daß die Welt selbst Schuld an
ihrem baldigen Untergang hat. Im Gefolge des Antichrist hat man sich zu
einem widergöttlichen Lebenswandel hinreißen lassen, dessen Bestrafung
jetzt bevorsteht:

„Gleich wie es geht zu diser zeit/mit diser weit so schnöde/ihr Oberkeit so
blöde/sie drewt vnd zwingt zu menschengsatz/o weh, o weh, du schnöde weit/du
thust dir selbst zu trotz/Du frißt und sauffst vnd hurst dabey/vnd lest dich Christen
nennen/mit menschengsatz wilt werden frey/du wirst auch mit verbrennen/Gott
wirts im zorn zertrennen/gleich wie zu jener Zeit/Wer dir das sagt, dem wirstu
gram/verfolgest in auß neid/.. ./Der Bapst, Graf, Herr, Mönch oder Pfaff/auch Bischoff
und Ertzdechte/sie spilen, sauffen, zechte/das hurengelt ist ihn gut zu
preiß/durch dfinger sehen sie mit fleiß/sie selber hond die weiß/.../der Antichrist
ist auffder bahn/mit frawen und mit man "137

Bosch ist hier nun in längeren Passagen selbst zu Wort gekommen, um die
Eindringlichkeit seiner Appelle nicht zu verwässern. Für ihn, Bosch, stand
unwiderruflich fest: „Das Stündlein ist bald gloffen auß.'"i3S Für diese bei
ihm manifeste negative Zukunftserwartung wären noch unzählige Textbeispiele
vorhanden, doch soll die Dokumentation hier zunächst einmal ein
Ende haben.

Boschs intensiv ausgeprägte Endzeitvorstellungen, die in ihrer literarischen
Ausformung wohl auch innerhalb des Täufertums eine Spitze darstellen
dürften, hatten jedoch scheinbar keinen konkreten politischen Aktionismus
seinerseits zur Folge. Es ist sicher richtig, wenn Heinold Fast betont
: „Der eschatologische Bezug (ist) sowohl bei Bosch wie auch bei
Marpeckh weit verschieden von der endzeitlich-revolutionären Mission etwa
eines Hans Hut oder Melchior Hoffmann. Bosch will die Verhältnisse
nicht umdrehen, sondern versichert seinen Zeitgenossen, daß er ihnen mit
der Botschaft vom Kommen Christi nichts Neues bringt. Es ist keine Er-
weckungspredigt, welche die Zeitwende selber beschleunigen will, sondern
eine erweckliche Erinnerung, beim guten Wandel zu bleiben."139 Bosch
sieht sich eher in der passiven Rolle des Predigers und Mahners, der den
Gang der Dinge nicht mehr aufhalten kann, sondern nur noch die Auserwählten
zum Durchhalten motivieren will. Eventuelle militant-gewalttätige
Gedanken liegen ihm fern, womit er einerseits erneut einer Hauptlinie der

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