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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 296
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Das arme Dorfschulmeisterlein

Die Situation der Lehrer an den Volksschulen des Renchtals im
19. Jahrhundert

Heinz G. Huber

Bei einem kargen Stücklein Brot,
Umringt von Sorgen, Mühe, Not,
Soll es dem Staate nützlich sein
Das arme Dorfschulmeisterlein.

Samuel Friedrich Sauter (1766-1846)

„Setzet den Lehrern der Jugend des Volkes eine reichlichere
Nahrung auf den Tisch, frisches Fleisch zu Mittag
und des Sonntags ein Huhn im Topf oder einen Braten
mit Backobst . . . und Ihr werdet sehen, nicht bloß
die Lehrer gedeihen besser, sondern auch die Erziehung
und die Lehre gedeihen besser."

Adolph Diesterweg (1838)

In der vorindustriellen Gesellschaft besaß die Schule keinen oder einen nur
sehr geringen Stellenwert. Die Kinder waren früh in die Welt der Erwachsenen
integriert. Im Stall, auf dem Feld oder im Haus wurden auf dem
Lande die notwendigen Kenntnisse erworben, nicht in der Schule. Die „Erfindung
der Kindheit" läßt kulturhistorisch als ein Prozeß des 18. Jahrhunderts
begreifen1; „Kindheit" ist das Konstrukt einer revolutionären Pädagogik
(Rousseau, Pestalozzi), die dem Kind einen eigenen Entfaltungsraum
zubilligt.

In gleichem Maße wurde die Einzigartigkeit der Persönlichkeit entdeckt
und Idealziel einer neuen Pädagogik. In der vorindustriellen Epoche galt
der Primat der Gemeinschaft vor der Individualität; gefordert waren Unterordnung
, Einfügung und Anpassung, nicht Selbstständigkeit und Emanzipation
. Im frühneuzeitlichen Absolutismus, auch im aufgeklärten, war
Mündigkeit, vor allem politische Mündigkeit, nicht erwünscht. Die Entwicklung
der Demokratie bedurfte der Fundierung durch eine umfassende
Schulreform und eines gesicherten Rechts auf Bildung: So gesehen wird
der Frankfurter Volksschullehrerkongreß, der am 16. bis 21. Oktober 1848
parallel zu den Beratungen der Paulskirchenversammlung über die neue
Reichsverfassung stattfand, zu häufig als unbedeutende Episode der demo-

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