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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 298
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lige Landsknechte, arbeitslose Tagelöhner, hungerleidende Dorfhandwerker
, die von ihrer Profession nicht mehr leben konnten, verrichteten zu
Hungerlöhnen Schuldienste. Die Pädagogik ersetzte der Stock, an die Stelle
der Autorität des Wissens trat die Tyrannei des Prügelmeisters, statt
kreativem Lernen wurde - bestenfalls! - mechanisches Auswendiglernen
praktiziert3. Der geringe Stellenwert von Schule hatte seine Entsprechung
in katastrophalen Unterrichtsbedingungen, schlechter Lehrerbezahlung und
einem sehr niedrigen sozialen Status der Lehrer: Der „Hüter der Kinder"
war oft noch mehr verachtet als der Kuh- oder Sauhirt.

1. Die Volksschulen im Renchtal bis zum Ende des Alten Reiches

Die Anfänge des Volksschulwesens im Renchtal lassen sich bis in die Mitte
des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Im Bereich der bischöflich-straß-
burgischen Landesherrschaft waren es zunächst die beiden Städte Oberkirch
und Oppenau, die eine Schule vorweisen konnten. Das Oberkircher
Statutenbuch von 1555 bezeugt, daß „von alters her" das Mesneramt in
Personalunion mit dem des Schulmeisters ausgeübt wurde. Das Kloster Allerheiligen
und die Stadtgemeinde Oberkirch teilten sich die Kosten für
Schule und Lehrer. Dies schien auch darin begründet zu sein, daß in der
Schule religiöse und weltliche Bildung vermittelt wurde: Neben Unterricht
in Lesen und Schreiben sollen die Kinder in Tugenden und Religionslehre
unterwiesen werden4.

Die Neigung des Prämonstratenserklosters, die Oberkircher Schullasten
mitzutragen, war zeitweise nicht gerade groß. So blieb das Amt des Schulmeisters
nach dem Ausscheiden des bisherigen Inhabers 1552 zwei Jahre
lang unbesetzt. Ein Mesner war jedoch sofort wieder berufen worden, der
jedoch offensichtlich nicht in der Lage war, Unterricht zu erteilen. Die
Neubesetzung wurde wohl deswegen so lange aufgeschoben, weil der
Propst von Allerheiligen nicht bereit war, sich an der Lehrerbesoldung zu
beteiligen5.

Die Position des Klosters wurde 1698 deutlich, als es um die Besoldung
des Schulmeisters Franciscus Stern ging. Der Abt stellte sich auf den
Standpunkt, das Kloster habe nur „aus hoher Gnade" einen Beitrag zur
Lehrerbesoldung geleistet, man wolle „solches nicht zur Schuldigkeit aufkommen
lassen"6. Stern war bei seinem Dienstantritt versprochen worden,
er werde von der Stadt 8 Viertel Korn und vom Prälaten 6 Viertel erhalten,
ebenso „etwas gewisses In Gelt". Bislang sei das Kloster verpflichtet gewesen
, die Hälfte der Schullasten zu tragen. Die Oberkircher allein sahen

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