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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 346
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Angesichts der sozialen und politischen Struktur von Achern wurden auch
Programmpunkte speziell für Achern von Bedeutung, denn man verlangte
die Abschaffung der Bevormundung der Gemeinden und die Einführung
der kommunalen Selbstverwaltung.

Darüber hinaus wurde Punkt 11 des Acherner Programms von der Bevölkerung
dieser Stadt mit besonderem Interesse aufgenommen; er beinhaltet
nämlich die Beseitigung des Notstandes der arbeitenden Klassen und des
Mittelstandes, Hebung des Handels, des Gewerbestandes und der Landwirtschaft
.

Damit das Acherner Programm und andere Flugblätter zur Meinungsbildung
des Volkes beitragen konnten, engagierten sich neben anderen der
Acherner Buchdrucker Carl Quintenz und der Acherner Schmied Ignaz
Conrad bei der Verteilung dieser Revolutionsschriften. Dies führte dazu,
daß die beiden Genannten von der badischen Regierung des Hochverrates
für schuldig erklärt wurden und vor Gericht gestellt werden sollten18.

Wenden wir nun kurz den Blick ab vom lokalen Geschehen hin zu den
überregionalen Ereignissen: Durch das Scheitern der badischen Radikalen
auf dem Frankfurter Vorparlament, wo die gemäßigteren Kräfte die Oberhand
gewonnen hatten, beschlossen Hecker und Struve, den parlamentarischen
Schauplatz, auf dem sie unterlegen waren, zu verlassen und zu den
Waffen zu greifen. Die badischen Revolutionäre suchten sich damit eine
Position, von der aus sie die Pläne durchsetzen konnten, die ihnen in
Frankfurt durchkreuzt wurden, nämlich die Revolution in und für ganz
Deutschland. Der Plan zunächst für eine südwestdeutsche Republik nahm
konkrete Gestalt an. Am 14. April 1848 wurde in Konstanz die Republik
ausgerufen. An dieser Aktion war wieder ein Acherner Bürger beteiligt,
nämlich der Jurist und Abgeordnete der Zweiten Badischen Kammer, Joseph
Ignaz Peter, den man zum Statthalter des Bodenseekreises ernannte19.

Der bewaffnete Vorstoß Friedrich Heckers und Gustav Struves nach Donaueschingen
und Freiburg wurde von badischen, württembergischen und
hessischen Truppen am 20. April bei Kandern gestoppt, so daß die badische
Republik vom April 1848 nur von kurzer Dauer war. Die führenden
Revolutionäre, wie Hecker aus Mannheim und Peter aus Achern, mußten
in die Schweiz fliehen20.

Die Demokraten in Achern reagierten auf den Heckeraufstand erst nach
der erwähnten Schlacht bei Kandern. Der Grund hierfür ist sicherlich in
dem damals schlecht funktionierenden Nachrichtensystem zu suchen. Am

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