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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 435
(PDF, 129 MB)
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Konzept in den badischen Ministerialakten des Generallandesarchivs zeigt,
wie genau und buchstabengetreu er es wiedergibt22. Auch Hümmels Regierungserklärung
vom 24. Januar 1922 kann man in den badischen Landtagsprotokollen
wörtlich nachlesen23, und ebenso eine Enquete von 1930 für
den Reichstag über „Das deutsche Handwerk"24 in den Reichstagsprotokollen
. Für die Kriegserlebnisse in Frankreich bedient er sich der Feldpostbriefe
an die Gattin, und er betont, wie er sich bemüht habe, die Erinnerung
durch Heranziehung von Vergleichsmaterial aufzufrischen, durch Zeitungslektüre
oder das Konsultieren der Landtagsprotokolle. Er gibt sich
Rechenschaft darüber: „Aus der Zeit von 1905/06 besitze ich sehr wenig
Aufzeichnungen. Beim Durchblättern alter Jahrgänge des „Badischen Landesboten
", des Parteiblatts und Schmerzenskinds der Partei, finde ich Berichte
über Versammlungen im Lande, in welchen ich als Redner auftrat,
und Artikel, die mein Zeichen tragen (00)"25. Zusammenfassend findet
sich dann doch ein Satz über die Aufgabe des Miterlebenden und Mitgestalters
vor der Geschichte: „Da die Kontroverse über Vorkriegspolitik,
Kriegsführung, Zusammenbruch und Revolution das Bild einer wüsten
Selbstzerfleischung des deutschen Volkes bietet, haben ich mich erst spät
entschlossen, meine Meinung über diese Dinge zu sagen. Ich empfinde es
aber als eine Pflicht, als einer derjenigen, welchen es vergönnt war, manches
Vertrauliche zu sehen und als scharfer Beobachter bedeutsame Vorgänge
miterlebt zu haben, kühl und ohne Ressentiments meine Auffassung
dem bisher Veröffentlichten anzufügen. Wenn eine Entgiftung der Diskussion
möglich wäre, könnte Vieles aus dieser jüngsten Vergangenheit der
deutschen Geschichte gelernt werden, wenn auch bisher die Geschichte
den Völkern nur selten Lehrmeisterin war"26. Wie wenig sie diese Aufgabe
erfüllen kann, haben wir in der Zwischenzeit immer wieder erfahren, doch
der scharfe Beobachter, als den sich Hummel bezeichnet, der als Chemiker
gewohnt war, seine Schlüsse aus den Ergebnissen solider Analysen zu ziehen
, hat uns viele zutreffende Dinge zu sagen. Sachwissen und Menschenkenntnis
helfen ihm dazu.

Seine Freunde charakterisiert er kurz, aber treffend, so seinen Lehrer in
Politik und Amt, Karl Heimburger, der in der Tat seine Freiburger Dissertation
von 1888 zum Thema einreichte: „Grammatische Darstellung der
Mundart des Dorfes Ottenheim", und von dem der junge Adlatus gelernt
haben mag, dem Volks „aufs Maul zu schauen"27. Wie gut er dies konnte,
beweist er in seiner hinreißend geschriebenen Beurteilung seines Wahlkreises
Nr. 26 im Kinzigtal, ähnlich übrigens derjenigen, die der Volksschriftsteller
und Landtagsabgeordnete Heinrich Hansjakob in seinen „Haslacher
Leut" beschreibt. Die mißtrauische und zurückhaltende Art seiner Landsleute
, die er in Hornberg kennengelernt hat, charakterisiert er treffend mit
den Worten des Pfiffersepp28: „Wisse se, Herr Hummel, ich glaub an nix,

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