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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 482
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Das rohstoffarme Italien war weitgehend auf deutsche Importe angewiesen
. Die Schweiz hatte seinen faschistischen Nachbarn das Recht eingeräumt
, nichtmilitärische Güter über ihr Territorium zu transportieren, und
bis Oktober 1941 selbst die Durchfahrt von Kriegsmaterial gestattet6. Seit
Februar 1940 exportierte Deutschland monatlich eine Million Tonnen Kohle
und 1000 Tonnen chemische Produkte und Ölderivate nach Italien, nach
dessen Kriegseintritt zusätzlich große Mengen Stahl, Eisen und andere
Rohstoffe. Vierzig Prozent davon nahmen den Weg durch die Schweiz.
1941 passierten rund 600 000 deutsche Güterwaggons den Gotthard, im
September dieses Jahres allein bis zu 1200 Kohle wagen täglich. 1943
transportierte die Bahn Monat für Monat 470 000 Tonnen Kohle auf der
Alpentransversale in Richtung Süden. Im Gegenzug lieferte Italien vor allem
Lebensmittel durch die Schweiz nach Deutschland7.

Die Schweiz war aber auch selbst ein wichtiger Handelspartner der Achsenmächte
, an die sie hochspezialisierte Waffensysteme lieferte. Zwischen
1941 und 1944 exportierten die Schweizer Rüstungs- und Zulieferbetriebe
Kriegsgeräte im Wert von 1,075 Milliarden Franken an Italien und das
Deutsche Reich8. Darüber hinaus diente der neutrale Kleinstaat als Waschanlage
für schmutziges Gold: Während des Krieges kaufte die Schweizerische
Nationalbank dem Deutschen Reich 320 Tonnen Gold ab, das aus den
privaten und staatlichen Goldbeständen der besetzten Länder und aus dem
Zahn- und Schmuckgold der in den Konzentrationslagern Ermordeten
stammte9. Das Zollamt des Badischen Bahnhofs in Basel registrierte in den
Jahren 1941 bis 1943 Raubgold im Wert von 1,26 Milliarden Schweizer
Franken10.

Auch für Menschentransporte war Offenburg Ziel- und Ausgangsbahnhof,
viele weitere passierten die Stadt. Ständig fuhren Züge mit Gefangenen für
das Kriegsgefangenen-Stammlager am Holderstock (Stalag V C) ein oder
wurden Arbeitskommandos zu auswärtigen Firmen in Marsch gesetzt.
Wehrmachtsangehörige aller Waffengattungen fuhren mit dem Zug in Urlaub
oder an die Front. Ferner war der Bahnhof Drehscheibe für die Verwundeten
des Offenburger Reservelazaretts und für Arbeiter, die aus den
umliegenden Gemeinden nach Offenburg pendelten11. Auch Transporte
mit Flüchtlingen aus dem Ruhrgebiet und den geräumten und zerstörten
Gebieten des Ostens kamen am Offenburger Bahnhof an oder fuhren durch
und nicht zuletzt Arbeiter, die das Reich in Italien angeworben hatten,
sowie nach dem Ende von Mussolinis Herrschaft dessen entwaffnete Soldaten
, die italienischen Militärinternierten. 1941 passierten 88 Züge mit
Zivilarbeitern die Strecke Italien-Deutschland12; noch im September 1943
genehmigte die Regierung der Schweiz einem Zug mit Militärinternierten
die Durchfahrt, eine Praxis, die sie erst im Herbst einstellte13.

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