Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 495
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0495
In Ungarn hatten im März 1944 deutsche Dienststellen faktisch die Macht
übernommen und die Organisation der „Endlösung" begonnen, die die
ungarische Regierung bis dahin verschleppt hatte. Im April gingen die
ersten Transporte nach Auschwitz ab78. Bis zum 7. Juni waren knapp
300 000 Juden aus Siebenbürgen und dem Karpathenraum deportiert
worden, während etwa 20 000 weitere zunächst „zum jüdischen militärischen
(Honved)-Arbeitsdienst" eingezogen wurden79. Viele von ihnen
landeten wenige Monate später dennoch in deutschen Konzentrationslagern
.

Salamon Löwinger aus Balede in Ungarn beschrieb nach dem Krieg die
Umstände, die ihn zur 10. SS-Baubrigade verschlagen hatten. Im Juni 1944
hatten Plakate zum Einrücken zum Arbeitseinsatz aufgerufen. Löwinger
meldete sich und verrichtete zunächst Arbeiten bei der Bahn, später kam er
mit seinem Kommando nach Ercsi und von dort zu Fuß in den Tattersaal
[sie!]. Nach zwei Tagen marschierten sie zum Josephstädter Bahnhof, wo
die Häftlinge am 8. Dezember einwaggoniert wurden. Außer eineinhalb
Kilo Brot und Margarine gab es keine Verpflegung. In Hegyeshalom übergab
die Feldgendarmerie sie der SS, die sie nach langer Fahrt schließlich
am 25. Dezember in Buchenwald einlieferte. Nach sechs Tagen wurde
Löwinger zusammen mit 500 anderen der 10. SS-Baubrigade
zugewiesen80.

Anfang 1945 hatte die SS 13 Baubrigaden im Einsatz, die meisten bei den
regionalen Reichsbahndirektionen. Eine Ausnahme war die l. SS-Baubrigade
, die ursprünglich in Düsseldorf und Duisburg, von März 1943 bis Juli
1944 dann auf der Insel Alderney im Ärmelkanal eingesetzt war81 und nun
in der Nähe von Halle im Auftrag des Amtes B II (Bekleidungswirtschaft)
des WVHA einen Stollen „für Verlagerung von Bekleidung und Ausrüstung
mehrerer Divisionen der Waffen-SS" ausbaute. Dresden sollte neuer
Standort der 2. SS-Baubrigade werden. Die 5. stand in Osnabrück, die 6. in
Zündorf bei Köln, die 8. und 9. erreichten Offenburg um den 20. Dezember
1944, die 10. am 5. oder 6. Januar 194582. Diese Massierung von Bauzügen
in Offenburg verweist auf die strategische Bedeutung, die die Schienenwege
am Oberrhein in der letzten Kriegsphase erlangten. Die Zerstörungen
des Angriffs vom 27. November sollten so schnell wie möglich
behoben werden, um ungehinderten Nachschub an die Westfront zu gewährleisten
.

495


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0495