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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 553
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Als umb Reutenberg uberal,
Auch Eberswir, Neßritt, Hetzthal,
Umb Widergrün, und da herumb
Inn Wäldern auff seim Eigenthumb11.

Die letzte vor Grimmelshausen entstandene Version der Geschichte des
Ritters von Staufenberg findet sich im „Möns Veneris" von Heinrich Kornmann
, und zwar im Caput XXVIII unter dem Titel „De Empusa liberi Ba-
ronis Petri ä Stauffenberg". In einer einleitenden Bemerkung zu diesem im
Jahr 1614 in Frankfurt erschienenen Kompendium von Martenehen weist
Kornmann darauf hin, daß die Geschichte bereits in einem „eygnen Büchlein
zu Straßburg" beschrieben sei, womit wohl Jobins Erneuerung gemeint
sein dürfte. Ansonsten hat Kornmann lediglich die bereits zitierten
Stellen von Paracelsus ausgeformt; auch er nennt die „schöne frowe"
„Nympha" oder „empusa", was das gebräuchliche lateinische Wort für
„Marte" ist12.

V Der Mann zwischen zwei Frauen

Egenolfs Geschichte vom Ritter von Staufenberg ist wie die Melusinen-
sage und die romantische Erzählung „Undine" des Friedrich de la Motte
Fouque eine tragische Dreiecksgeschichte vom Typus „Mann zwischen
zwei Frauen". Eine solche Konstellation ist zunächst recht banal und in der
Literatur häufig zu finden. Das Besondere an den drei genannten Dichtungen
ist aber, daß der Mann, mag er nun Peter Diemringer, Raimund oder
Huldbrand heißen, nicht nur zwischen zwei Frauen, sondern zwischen
zwei ganz verschiedenen Welten wählen muß. Zunächst erliegt er der magischen
Anziehungskraft des dämonischen Elementarwesens - heute würde
man dazu „Vamp" oder „femme fatale" sagen -, schwört diesem ewige
Treue und verspricht ihm die Ehe. Später aber tritt die menschliche Rivalin
hinzu, wodurch der Mann vor eine schicksalhafte Wahl gestellt wird. Unter
dem Einfluß der Gesellschaft, vertreten durch seine Freunde, seine Familie
oder die Kirche, entscheidet er sich dann für die bürgerliche Ehe aus Angst
um sein gesellschaftliches Ansehen, sein Seelenheil oder einfach, weil er
von Mißtrauen gegen seine außermenschliche Geliebte geplagt wird.
Durch diese Flucht in die gesellschaftliche Konvention beschwört er sein
eigenes Unglück herauf, oft aber auch das seiner verratenen Geliebten:
Melusine umschwebt als ruheloser Geist das Schloß Lusinia, Undine kehrt
enttäuscht in ihr Wasserreich zurück, ohne eine unsterbliche Seele erlangt
zu haben. Nur in Egenolfs Geschichte vom Staufenberger wird über das
weitere Schicksal der „schönen frowe" nichts mehr berichtet; nachdem sie

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