Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 582
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0582
sie Buchstabe um Buchstabe zusammenrechnet, denselben Wert hat: 1721,
wen wundert's. Der Verfasser hat es, in einer jeweils eigens beigefügten
,Cabalistica Analysis', nachprüfbar nach- oder vorgerechnet.

Wenn die Anfangsbuchstaben der Zeilen eines Gedichts, hintereinander
gelesen, einen neuen Sinn ergeben, liegt ein sogenanntes ,Akrostichon'
vor; daß es sich auch in der vorliegenden Dichtung findet, versteht sich
fast von selbst. Schon das erste Gedicht bildet mit seinen Zeilenanfängen
das komplette Alphabet von A bis Z, und dann wieder zurück bis A. (Und
so auch wieder das letzte.) Andere bilden auf dieselbe Weise den Namen
der Braut, des Bräutigams, ihres Vaters, ihrer Mutter, seiner Mutter, seines
Bruders, seiner Schwester nach. In einem weiteren, dessen chronographische
Überschrift wieder die Zahl 1721 enthält, ergeben nicht nur die Anfangsbuchstaben
ein Akrostichon mit dem Text „Vivat, io! Ludovicus",
sondern zugleich die Schlußbuchstaben, in einem sogenannten ,Tele-
stichon', ein gegenläufiges „Vivat, io! Maria, Anna". (Eine solche Gegenläufigkeit
heißt ,Akroteleuton'.) Doch dies ist insofern noch nicht alles, als
auch die mittleren oder zumindest inneren Buchstaben der letzten Zeilen,
nun in einem ,Mesostichon', die entsprechend aufeinander zulaufenden
Worte „sponsus" und „sponsa", d. h. ,Bräutigam' und ,Braut', ergeben.
Daß ein barocker Dichter am Anfang, am Schluß oder in der Mitte der Zeilen
so etwas macht, kommt zwar zuweilen vor - kaum aber, daß einer es
an allen Stellen zugleich macht.

Es gibt noch viele Beispiele in dieser Dichtung, doch soll hier nur noch
vom einen oder anderen die Rede sein. Da gibt es ein Gedicht mit einem,
wie es heißt, ,versetzten Akrostichon', das aus einem Buchstaben der
ersten Zeile, einem weiteren der zweiten usw. besteht. Was dadurch dann
entsteht, liest sich, von links oben nach rechts unten, als „Marchio
Badensis", ,Markgrafschaft Baden'; und die Pointe liegt darin, daß dieses
(überdies schildartig gerundete) Gedicht dadurch ganz dem badischem
Wappen mit seinem Schrägbalken gleicht6.

Ebenfalls einem Wappen gleicht ein anderes Gedicht, das innen, in einem
zweifachen Mesostichon, die Namen „Ludovicus" und „Maria Anna" zeigt
und außen entsprechend lauter „L" bzw. „M"; ein weiteres hat beide Namen
außen, beide von oben nach unten geschrieben, also seinen normal
und ihren spiegelverkehrt, und innen ist ein Herz aus lauter kleinen roten
Herzen, wobei jedes kleine Herz (lat.: ,cor') an einer Stelle steht, an der
sonst die Silbe ,cor' zu stehen hätte. Dann gibt es ein Gedicht, das man von
vorne nach hinten und ebensogut, Wort für Wort, von hinten nach vorne lesen
kann, wobei sich ein neuer Text ergibt.

582


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0582