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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 593
(PDF, 129 MB)
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natsersten überreichte er seiner Gönnerin einen neuen Band. Fritz Baas
meint dazu; daß er unmöglich diese genauen Nachforschungen in dieser
kurzen Zeit hätte machen können, und geht davon aus, daß er das Material
dazu lange zuvor bereits zusammengetragen habe. Vor allem weil seine
Märchen ja in weit entfernten Gegenden spielen und er von Karlsruhe aus
nicht an das Material hätte herankommen können. Die letzten Bändchen
erschienen in unregelmäßigen Abständen in den Jahren 1802 bis 1807, die
beiden letzten „Die erste Spinnerin" und „der Notarius" schrieb er in Lichtenau
. Daß er nach den Bändchen über die Grundsteinlegung und über die
Einweihung der Scherzheimer Kirche (1811), fast nichts mehr schrieb,
hängt sicher damit zusammen, daß Medicus mit zunehmendem Alter immer
mehr erblindete, seine letzten Jahre verbrachte er in völliger Dunkelheit
. Der zweite Sohn Carl-Friedrichs und der Reichsgräfin, Markgraf Wilhelm
, schreibt dazu: „ ... den 19. Mai 1814 besuchte ich in Lichtenau den
ehemaligen, badischen Husarenobersten Medicus, einen treuen Diener
meines seligen Vaters, der ganz erblindet war. Viele Gedichte, die er verfaßte
bekunden seine treffliche Gesinnung ..."

Aber nicht nur seine Sammlerleidenschaft für Sagen, die sicher von seiner
Gönnerin zumindest mitinitiiert war, kennzeichnet das literarische Erbe
von Heinrich Medicus, nein, er konnte auch herrliche Poesie schreiben.
Lassen Sie, liebe Leser, einmal eines der schönsten Gedichte, das Heinrich
Medicus geschrieben hat, auf sich wirken. Es ist eine Liebeserklärung an
seine erste Frau Beate zum 29. Hochzeitstag. Adolf Hirth hat es bearbeitet
und ein wenig dem heutigen Sprachgebrauch angepaßt.

An mein herzlich geliebtes Beatchen, Carlsruhe den 10 Januar 1800,
Medicus

Heut vor neunundzwanzig Jahren
wurde mir als muntre Braut
mein Beatchen angetraut!
Nach der Traue ward gesessen,
alles wurde noch ermessen,
nach dem Essen gab's ein Tänzchen,
nach dem Tänzchen ward das Kränzchen
,

das auf dunkelbraunem Haar
ihres Hauptes Zierde war,
abgetanzt. - Ein sittsam Häubchen
zierte nun das liebe Weibchen.
Darauf begann ein zweiter Tanz
mit den Weibern ohne Kranz.
Endlich kam sie sittsam nett
zu mir in das Ehebett

Wir erflehten Ehestands Segen
uns sogleich beim Niederlegen.
Nach dem Beten gings ans Küssen,
weiter wird man denken müssen,
doch wir wissen ganz genau:
Ich war Mann, sie wurde Frau!
Als wir nun vergnügt erwachten
und die Freuden überdachten,
welche uns in dieser Nacht
Hymen reichlich zugedacht,
so kam die Mama gegangen,
angetrieben vom Verlangen,
nachzufragen, ob die Nacht
auch vergnügt sei zugebracht,
und sie fand zu ihrer Freude
ihre beiden jungen Leute

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