Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 602
(PDF, 129 MB)
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Nachweislich aufgeführt wurde die Weibermühle in Wolfach 1836, 1858,
1892, 1973, 1977, 1982, 1987 und 1992. In vielen Fasnetspielen wirkte sie
außerdem ohne Bredelins Text und Musik mit. Gedruckte Textbüchle erschienen
1858 und 1892 mit Lithographien von A. Neef sowie 1973 und
1987 mit ausführlichen Anmerkungen von Josef Krausbeck. Die Melodie,
die manche Anklänge an Volkslieder hat, aber bislang nur in Wolfach feststellbar
ist und die Bredelin selbst geschrieben haben dürfte, wurde erst um
1950 durch den damaligen Dirigenten der Stadtkapelle, Eugen Lang, notiert
. Zum damals vermuteten 150. Jubiläum kam zwei Jahre später eine
auf 20 Minuten verkürzte und durch Georg Straub modernisierte Version
auf die Festspielbühne vor dem Rathaus in Verbindung mit den „Närrischen
Olympischen Ausscheidungskämpfen", dem eigentlichen Festspiel.
Die 81jährige Spielpause der Originalfassung geht auf den nach dem Rathausbrand
von 1892 entstandenen Aberglauben zurück, immer, wenn man
das Spiel aufführen würde, bräche noch im gleichen Jahr als „Strafe Gottes
" ein Brand aus. Wer für das Stück eintrat, wurde gar als möglicher
Brandstifter verdächtigt48. „Da mutet es wie eine Ironie des Schicksals an,
daß ausgerechnet beim großen Schloßbrand im Jahre 1947, bei dem fast
sämtliche größere Requisiten der Narrenzunft" verbrannten, „der hölzerne
Kasten der Weibermühle (angeschafft 1937) vom Feuer verschont blieb"49.
Die Wolfacher Fasnetgestalt „die Alden Rungunkeln", deren Name auf einen
Fasnetspruch und die Erwähnung von „Rungunkel" (im Sinne von altes
Weib) in der Weibermühle zurückgeht, halten jedes Jahr die Erinnerung
an das Spiel wach durch ihre Darstellung derselben bei den Fasnetumzügen
, wobei sie die Mühle per Traktor um die Stadt mitziehen und unter
wildem Geschrei und Gebaren in hübsche Mädchen verwandelt werden.

Der Südwestfunk verwendete die Straubsche Kurzfassung 1952 für ein
Hörspiel, verfaßt von SWF-Redakteur Horst Scharfenberg, das dieser 1963
in gelungener Weise verfilmte (sieht man von der verkürzten Weibermühle
ab)50. Der bekannte Fasnetforscher Wilhelm Kutter erkannte den Wert des
Bredelinschen Textes (schon Johannes Künzig wies in seinem Buch „Die
alemannisch-schwäbische Fasnet", Freiburg i. Br. 1950, darauf hin, daß
man das Spiel wieder in guter musikalischer Bearbeitung aufführen solle),
und brachte im Süddeutschen Rundfunk Stuttgart eine Aufnahme, die er
1960 in Wolfach machte, Josef Krausbeck schrieb dazu verbindende Texte,
denn sonst hätte der Hörer kein richtiges Bild der Handlung bekommen. Es
dauerte nun noch 13 Jahre, bis es Krausbeck endlich gelang, gegen den
Widerstand aufgrund des Aberglaubens, auch in Reihen des Narrenrates,
wieder das „musikalische Nachspiel in 1 Aufzuge" in Originalfassung auf
die Bühne am Marktplatz zu bringen. Er ergänzte dabei das Spiel durch gedichtete
Sprechertexte und zwei Strophen seines 1955 entstandenen Liedes
über die Weibermühle, um ein leichteres Verständnis zu ermöglichen.

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