Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 636
(PDF, 129 MB)
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Hinweise

Buchbesprechungen

Heinrich Hansjakob, Aus kranken
Tagen. Gekürzte Neuauflage. Heraus-
gegben von Elisabeth Bender mit
einem Nachwort von Dr. Helmut
Bender. Mit alten Ansichten, 268 Seiten
, Waldkircher Verlag, Waldkirch
1992, DM 24,80

Heinrich Hansjakob, Aus kranken Tagen
. Ungekürzte Neuauflage mit einem
69 Seiten umfassenden Kommentar,
zahlreichen Dokumenten sowie den
Krankenakten Hansjakobs und alten
fotografischen Abbildungen. 366 Seiten
, Acheron-Verlag Woflgang Winter,
Achern 1992, 2. Auflage Moritz Schauenburg
Verlag Lahr 1993, DM 36-
Zu den in den Antiquariaten bisher am
meisten gesuchten Hansjakob-Büchern
zählte das Illenauer Tagebuch „Aus kranken
Tagen" von Heinrich Hansjakob, das
1895 zum erstenmal erschien. In ihm beschreibt
der Pfarrer, Politiker und Schriftsteller
Heinrich Hansjakob (1837-1916)
seinen knapp dreimonatigen Aufenthalt in
der Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei
Achern.

Ein Hüne von Gestalt, kraftvoll, volksnah
mit breitkrempigen „Heckerhut" - so ist
Hansjakob auch 77 Jahre nach seinem
Tod weit über Baden bekannt -, ein vitaler
Mensch dieser unermüdliche Schriftsteller
, der 74 Bücher in seinem langen
Leben verfaßte. Von wegen! Heinrich
Hansjakob war zeit seines Lebens schwer
gemütskrank, litt unter ständigen Depressionen
, Angstgefühlen, die sich bis zu
Selbstmordgedanken steigerten. Außerdem
plagten ihn massive Schlafstörungen.
Er suchte Zuflucht im Alkohol, nahm
ständig schwere Schlaf- und Beruhigungsmittel
in hohen Dosen, Opiate und Morphine
. Nach eigenen Angaben brauchte
Hansjakob pro Tag 60 bis 90 Tropfen
Morphium, um seine „Nerventeufeleien"
wie er seine psychischen Probleme nannte
, zu bekämpfen. Anhaltende Schlaflosigkeit
, zunehmende Depressionen und
„Zwangsvorstellungen" brachten ihn zum
Entschluß, sich am 6. Januar 1894 freiwillig
in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau
zu begeben, um sich dort kurieren zu lassen
. Über seine dortige Behandlung durch
den Direktor der Illenau, den Nervenarzt
Dr. Heinrich Schüle, verfaßte er das Tagebuch
„Aus kranken Tagen".
Es sind „Erinnerungen", so der Untertitel,
voll großer Ehrlichkeit und Offenheit.
Fast narzißhaft beschreibt Hansjakob darin
seine psychischen Probleme, gibt jedoch
auch detaillierte Schilderungen seiner
Leidensgefährten sowie seiner Freunde
und Bekannten, die er im Raum
Achern besuchte oder die ihn in der Illenau
besucht haben. Besonders wertvoll
sind die Beschreibungen der Illenauer
Therapiemethoden, die damals in Europa
weithin gerühmt wurden. Insofern ist das
Erinnerungsbuch „Aus kranken Tagen"
eine medizin- und psychiatriegeschichtlich
äußerst aufschlußreiche Publikation.
Hansjakob hat die Erstauflage von 1895
in einer zweiten Auflage, die 1897 erschien
, stark verbessert und erweitert. Die
zweite Auflage weist gegenüber der ersten
Auflage über 800 Textänderungen
auf, die inhaltlich und stilistisch gravierend
sind. Neben dem Reisetagebuch „In
Italien" (2 Bände) und Hansjakobs Erinnerungen
als Landtagsabgeordneten „In
der Residenz" hat Hansjakob kein anderes
seiner Bücher in der zweiten Auflage so
verändert wie sein Illenauer Tagebuch
„Aus kranken Tagen".
Im Zuge der Euthanasiemaßnahmen der
Nationalsozialisten wurde die Illenau
1940 geschlossen und ihre Patienten in
der Vernichtungsanstalt Grafeneck (Württemberg
) ermordet. Rechtzeitig zum
150. Bestehen der Heil- und Pflegeanstalt
Illenau (sie wurde im September 1842)
gegründet) erschienen zwei Neuauflagen
von Hansjakobs „Aus kranken Tagen".
Die Neuauflage des Waldkircher Verlages,
die von Elisabeth Bender und Dr. Helmut
Bender herausgegeben wurde, stützt sich

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