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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 52
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machte sich die Frau mit ihren drei Töchtern, nichts Gutes ahnend, auf die
Suche. Bald fanden sie den Heiligen tot, enthauptet, in seinem Blut. Sie
waren bei diesem Anblick tief erschüttert und entschlossen sich alsbald,
die Leiche mitzunehmen und sie irgendwo jenseits des Rheins in christlichem
Lande zu beerdigen." Einer inneren Eingebung folgend betastete
eine der Töchter, die blind war, den Toten mit den Händen, befeuchtete mit
dessen Blut ihre Augen und wurde alsbald sehend.

Nachdem nun das erste Wunder noch in Ettenheimmünster geschehen war,
„waren die Frauen erst recht darauf bedacht, die Leiche mitzunehmen. Mit
der selbst gefertigten Bahre trugen sie den Toten bis zur Stelle, wo jetzt die
Kirche von Münchweier steht". Dort ließ sich der Tote nicht mehr von der
Stelle bewegen. Dieses zweite Wunder war „für die Frauen ein deutlicher
Wink, daß dies der Ort sei, wo der hl. Landelin zu ruhen wünsche".3

Nun sollte man glauben, daß der Weg, der Euenheim mit dem Todesort
verband, wie heute in der Talsohle an der Unditz lief. Das war aber wohl
nicht der Fall, denn der in der Legende erwähnte Begräbnisplatz lag abseits
, an der Stelle der späteren Kirche von Münchweier. So nutzte der alte
Klosterweg die Trasse des „Heerwegs", einer möglichen Römerstraße4,
und stieg dort, wo sich das Tal am meisten verengt und wo der Begräbnisplatz
des hl. Landelins ist, scheinbar grundlos den Hang höher. Möglicherweise
hatte der Weg dort eine Talsperre zu überwinden, die vielleicht
durch einen römischen Turm geschützt war. Dies wäre nicht ungewöhnlich
, da man solche Situationen, die wahrscheinlich auf die Römerzeit
zurückzuführen sind, im Elsaß schon mehrfach angetroffen hat.5

Der Weg, der dann ab dem Begräbnisplatz des hl. Landelins, der Kirche
von Münchweier, hoch über der Talsohle verläuft, fällt schließlich zum
ehemaligen Kloster hin allmählich ab. Er ist heute noch auf einer kurzen
Strecke zwischen Münchweier und Ettenheimmünster durch eine Stützmauer
aus Trockenmauerwerk vor dem Abrutschen am steilen Berghang
geschützt. In Ettenheimmünster führt wahrscheinlich wie ehemals ein
Stichweg von der Todesstätte des hl. Landelins hinauf zu diesem alten
Klosterweg am Hang.

Es ist nun unschwer festzustellen, daß der seltsame Leichenzug der vier
Frauen diesen Weg benutzt haben muß. Er war zumindest bei der Entstehung
der Legende schon vorhanden. Denn sonst wären die Frauen niemals
auf den höher und abseitsgelegenen Kirchplatz von Münchweier gekommen
. Ob sie dort wie so oft eine vormalige römische Einrichtung als Begräbnisort
des Heiligen benutzt haben, muß vorerst dahingestellt bleiben.
Doch dies ist sehr wahrscheinlich.6

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