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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 249
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Ist somit über die Vorbesitzer und mutmaßlichen Begründer der „Herrschaft
Müllen"157 nichts Genaues mehr in Erfahrung zu bringen, so kann
doch davon ausgegangen werden, daß sie adelige Vorbesitzer hatte, von
denen sie, vermutlich schenkungsweise, vor 1139 an das Schwarzwaldkloster
St. Georgen kam. Vom Ortenauer Adel dotierte um diese Zeit eine
Gruppe von Edelfreien um die Herren von Renchen und von Achern die
Abtei Hirsau und deren Priorat Reichenbach158, während Schenkungen an
St. Georgen von dieser Seite kaum erfolgt sind: Das Schwarzwaldkloster
verfügte im 12. Jahrhundert hier sonst nur in Achern und in Seelbach über
Besitz159, doch besaß es in den Herren von Staufenberg, der an der Wende
zum 12. Jahrhundert „führenden und besitzreichsten Familie der Ortenau",
großzügige Förderer160. Um 1117 wurden schließlich St. Georgener Mönche
von ihrem Abt nach Gengenbach geschickt, um dort die innere Erneuerung
im Sinne des Reformmönchtums in Angriff zu nehmen; einer von ihnen
namens Friedrich wurde 1118 sogar Gengenbacher Abt161. Um die gleiche
Zeit kann mit dem Erwerb der Güter um Müllen durch St. Georgen gerechnet
werden, das damit auch besitzmäßig im Gengenbacher Kerngebiet Fuß
gefaßt hat.

In ähnlicher Weise, nur einige Zeit später, wurde nun auch Gengenbach in
der Hauptbesitzlandschaft von St. Georgen, auf der Baar, verankert, wo um
1140 der Adelige Erlewin von Niedereschach und dessen Frau Berta ein
Gut an das Kinzigtalkloster vergabten, in Anwesenheit Herzog Konrads
von Zähringen und von ihm urkundlich besiegelt162. So erscheinen St. Georgen
und Gengenbach in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts „in die
gleiche geistige und politische Situation eingespannt"163, die zum einen
durch das Reformmönchtum, zum anderen durch die Herrschaft der
Zähringer geprägt war, den Vögten beider Abteien. Vor diesem Hintergrund
dürfte sich dann auch die auffällige Dotierung St. Georgens in der
mittleren Ortenau abgespielt haben, wohl durch einen mit den Zähringern
verbundenen Adeligen, vielleicht jenen Kuno de Eicha, der lange vor 1148
an St. Peter geschenkt hatte und in der nächsten Nachbarschaft beheimatet
war164. Jedenfalls kann diese St. Georgener Erwerbung nur im Sinne der
auf die herrschaftliche Durchdringung der Ortenau gerichteten zähringi-
schen Politik gewesen sein, für die sich hier, durch die Wahrnehmung der
Vogteirechte, nun zusätzliche Möglichkeiten ergaben.

So kann es kein Zufall sein, wenn in der Folge an einem dieser St. Georgener
Güterorte, nämlich in „Schopfheim", in den 20er Jahren des 12. Jahrhunderts
zähringische Dienstleute auftauchen. Deren Installierung könnte
auf der St. Georgener Grundlage an diesem Ort erfolgt sein, unter Wahrnehmung
der Vogteibefugnisse, die ihren herzoglichen Herren zustanden.
Daß Zähringerministerialen und St. Georgener Rechte aufeinander bezo-

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