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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 260
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schem Auftrag in Offenburg weilte, so daß er in dieser Eigenschaft in die
Zeugenliste der Wolfacher Herren kam, die, selber Zähringeranhänger234,
Wert auf eine Mitwirkung von dieser Seite gelegt hatten.

Sicherere zähringische Bezüge scheint das Ereignis aus dem Jahr 1148 zu
beinhalten235, nicht nur, weil damals apud Castrum Offinburc ein Streitfall
des zähringischen Hausklosters St. Peter geschlichtet wurde, sondern auch,
weil dabei der herzogliche Ministeriale Adalbert (2) von (Niederschopfheim
als Vermittler aufgetreten ist. Überdies hatte sich dort die bereits erwähnte
Reihe von Zähringerdienstleuten aus der nächsten Nachbarschaft
eingefunden, wohl in der Absicht, St. Peter bei diesem Akt zu unterstützen.

Der zähringische Hintergrund, der aufgrund dieser Personenkonstellation
greifbar wird, ist von der älteren Forschung denn auch auf das in diesem
Zusammenhang genannte Castrum Offinburc übertragen worden, das eine
zähringische Burg gewesen sei, aus der „alsdann ... die gleichbenannte
Stadt erwachsen"236. Doch auch diese, naheliegende Deutung wurde in der
Zwischenzeit in Frage gestellt und die Existenz einer „mittelalterlichen
Burg des Namens Offenburg" überhaupt verneint237. Dagegen steht jedoch
der eindeutige Beleg von 1148 wie auch der Sprachgebrauch des Rotulus
Sanpetrinus, der Castrum für die Plätze Wiesneck, Zähringen, Eichstetten
sowie die Kirnburg, also für jeweils ausgewiesene Burgen, verwendet238.

Leider ist dieses Castrum Offenburg sonst nicht mehr bezeugt, doch wurde
auch schon vermutet, daß es auf dem erhöhten Platz des Landratsamtes gestanden
sein könnte, bei dessen Bau im Jahr 1936 mittelalterliche Keramik
gefunden wurde239. Eine Klärung können hier nur archäologische Forschungen
bringen, wie sie beispielsweise in Villingen die ehemalige
zähringische Stadtburg feststellen konnten240.

Der Beitrag, den die Ministerialenforschung für das Offenburg-Problem
leisten kann, ist zumindest der Hinweis darauf, daß das nähere Umfeld dieses
locus in den 20er und 30er Jahren des 12. Jahrhunderts durch zähringische
Ministerialen besetzt wurde, die ihn von drei Seiten mit einem Kranz
von Burgen oder Sitzen umgaben241. Von diesen Plätzen übten sie wirtschaftlichen
und politischen Einfluß aus, so daß die politische Struktur dieses
ganzen Raumes tatsächlich zähringisch geprägt gewesen sein muß.
Diesem offenbar dominierenden Einfluß entzogen sich damals Adelige wie
die Herren von Appenweier, die Staufenberger und vielleicht auch Kuno
von Ichenheim, indem sie ihren Ortenauer Besitz aufgaben oder selber der
Welt entsagten.

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