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aus eine Kirchenerneuerung ungeahnten Ausmaßes begann. Die Mißstände
in manchen Bereichen der alten Kirche waren unerträglich geworden.7
Jetzt erscheint es angebracht, erstmals von einem der Rapp-Pfarrherren zu
sprechen. Der dritte, Lazarus Rapp, verfaßte 1616 die erste Pfarrgeschichte
Offenburgs, ein überaus detailreiches Werk, das jetzt nach neuen Erkenntnissen
über die Rapp-Pfarrer noch einmal bearbeitet werden müßte.8 Verständlich
ist, daß Lazarus Rapp auf Mißstände in der Kirche kaum eingeht.
Mit seinen Aufzeichnungen als Grundlage kann man unter Einbeziehung
der Forschungsergebnisse der Offenburger Historiker Ernst Batzer9 und
Otto Kähni10 und anderer zu folgenden Erkenntnissen kommen:
Bischof Albrecht von Straßburg, der gegen Ende des 15. Jahrhunderts der
Diözese vorstand, kümmerte sich herzlich wenig um die Pfarreien diesseits
und jenseits des Rheins. So nahm bereits 30 Jahre vor Luthers Reformationsbeginn
der Offenburger Rat nicht mehr die Tatsache hin, daß die Pfarrherren
unvorbereitet oder unfähig den Pfarrdienst versahen, daß die Predigten
vernachlässigt wurden. Mancher Kirchherr saß auf seinen Pfründen,
war häufig verreist und gab seinen drei schlecht ausgebildeten Mitarbei-
Offenburg (Stahlstich aus dem Atelier C. Frommel, Quelle: J. Bader, Badenia,
Karlsruhe 1840, S. 4)
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