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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 350
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Jahres zum ersten Mal evangelischer Gottesdienst gehalten wurde, kann
wohl eine idealisierende Betrachtung späterer Zeit sein. Abrupt wird der
Übergang vom alten zum neuen Glauben ohnehin nicht gewesen sein. Was
sich in der Folgezeit nachdrücklich veränderte, waren die Beziehungen zum
katholisch gebliebenen Umland. Mit dem evangelischen Amt Hornberg entstand
eine Insel, von katholischen Herrschaftsgebieten umgeben. Diese Tatsache
ist für die weitere Entwicklung nicht zu unterschätzen. Sie bedeutete
Abgrenzung, später Herausbildung einer Frömmigkeit, die sich nicht in bibelkundigem
Glaubenseifer erschöpfte, sondern in emsiger, tüchtiger und erfindungsreicher
Arbeit in der Welt bestätigte. Hier kann man die Wurzeln
der Liberalität sehen, die politisch und wirtschaftlich seit dem 18. und besonders
im 19. Jahrhundert zu neuen Formen führte. Es ist wohl kein Zufall,
daß im Schwarzwald die Mehrzahl der frühen Industriebetriebe in evangelischen
Gebieten entstanden; Hornberg ist dafür ein Beispiel.

Zur herausgehobenen Stellung einer Amtsstadt mit Einrichtungen von Verwaltung
und Justiz bekam Hornberg nach der Reformation mit dem Dekanat
eine weitere zentrale Funktion. Auch die ersten Anfänge einer Volksschule
gehen auf die Reformationszeit zurück. Die neue Lehre wurde in
überall eingerichteten „teutschen Schulen" gefestigt. Wenig ist bekannt
über die ersten evangelischen Pfarrer und Schulmeister in Hornberg, und
ob Johannes Brenz während des Interims in Hornberg weilte, ist zumindest
umstritten. Die vor der Reformation so beklagte Kirchenzucht besserte
sich. Dazu trugen das strenge weltliche und kirchliche Regiment bei, aber
auch die vorbildliche Kirchen- und Schulordnung, die unter Herzog Christoph
erarbeitet wurde.

Nach den unruhigen Jahren der Reformationszeit erlebte Hornberg eine
Phase der Stabilisierung. Die Entwicklung der neuen Lehre ging einher mit
einer langsamen Umstrukturierung der Arbeitswelt. Neue Märkte wurden
eingerichtet, neue Handwerkszweige blühten auf. Das Leben in den umliegenden
Stabsgemeinden hatte sich gewandelt, neue Bedürfnisse waren entstanden
. Ein augenfälliges Beispiel ist das typische Schwarzwaldhaus, dessen
Anfänge in jener Zeit zu suchen sind. Der Fortschritt brachte eine zunehmende
Spezialisierung mit sich, so daß der Bauer nicht mehr alles
selbst herstellen und fertigen konnte. Erfolgreich wehrten sich die Städter,
die Hornberger, gegen Gründungen von Handwerks- und Handelsbetrieben
in den Dörfern. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es herzogliche
Genehmigungen zur Gründung von Dorfschmieden und Wagnereien. In
gleicher Weise wehrten sich die Hornberger gegen Wirtschaften in den umliegenden
Dörfern, und immer wieder wurde beklagt, daß „ausländische
Händler" ihre Waren in den Amtsstäben anboten und Amtsuntertanen ihre
landwirtschaftlichen Produkte im fürstenbergischen Ausland verkauften.

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