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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 366
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Personen verzeichnen die Sekretäre während der Folter, die höchste Zahl,
36, enthält die Akte Schertlein.

Nun kann man nicht ohne weiteres nachweisen, daß diese Angaben der eigentliche
Grund für neue Festnahmen gewesen seien, erschwerend haben
sie gewirkt, was auch einige Protokolle bestätigen. Von 34 Personen, die
man 1629 und 1630 zum Tode verurteilte, waren 29 in den Prozessen zuvor
aufgeführt worden. Eine weitaus größere Zahl von Männern und Frauen
, die sogar wiederholt denunziert wurden, wie z. B. „die alt Mesnerin"
oder die Frau des abgesetzten Vogts Durnecker aus Appenweier, blieb
ohne Strafe.

Wie sehr man das angebliche Wissen der „Hexen" ausschöpfen wollte,
zeigt auch eine andere Niederschrift des Pfarrers Synoth. Catharina Roß ist
1596 wegen Hexerei zum Tode verurteilt und zur Hinrichtung in ihren Heimatort
Appenweier zurückgebracht worden. Am Abend vor ihrem Ende
kommt sie in die Badestube, wo sie nicht nur beichtet und kommuniziert,
sondern auch von Schultheiß Göring, einem Gerichtszwölfer und eben
dem Pfarrer vernommen wird. Catharina Roß bezichtigt dabei, vielleicht
aus Verzweiflung über das eigene Schicksal, die Frau des Hans Pfeiler als
Mithexe. Sieben Jahre später bringt nicht nur Pfarrer Synoth seine Erinnerungen
gegen Frau Pfeiler vor, sondern auch ein Bürger, der in der Nebenstube
damals die Befragung mitangehört hat. Was Frau Pfeiler geschah,
wissen wir nicht, daß sie mit jener Brigitta Pfeiler identisch ist, die 1628
als Unholde bezeichnet und inhaftiert wird, erscheint bei dem Zeitunterschied
fraglich25.

Die Liste der Klagepunkte, die man gegen Margarete, die Frau des Hans
Sauer aus Appenweier, zusammengestellt hat, geht von Denunziationen aus,
wie sie eben beschrieben wurden. Bereits hingerichtete Frauen bezichtigten
Margarete, mit ihnen Reif und Nebel gemacht zu haben. Aber auch neue
Anklagen belasten sie. Pfarrer Melchior aus Appenweier legt ihr - eine
Parallele zum Fall Brigitha Pfeiffer - den Tod seiner Köchin und des Kindes
bei der Geburt zur Last. Frau Sauer scheint allerdings keine Hebamme
gewesen zu sein. Auch soll der Sohn des Schwagers von Margarete krank
geworden sein, nachdem er eine von ihr gekochte Suppe gegessen hatte.

Mehrmals versucht der Verfasser der „Klagepunkte" den Eindruck zu erwecken
, Margarete sei eine Frau, die sich den Männern anbietet. Ihr ungeniertes
Auftreten an unpassenden Orten, ihre oft vorlauten Fragen und Reden
werden ihr ebenso ungünstig ausgelegt, wie ihr Schweigen gegenüber
den Vorwürfen des Pfarrers als Schuldeingeständnis auch von der Bevölkerung
gesehen wird. So antwortet sie auf die Frage, weshalb sie sich nicht

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