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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 368
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Was beschrieben wird, ist das erschütternde Bild eines verfallenden Körpers
. Aber Marggraf sieht weder Krankheit noch Alter, für ihn ist die „Hexe
" Catharina schuld an allem Leid.

Tatsächlich konnte keiner der vier Zeugen auch nur den geringsten Hinweis
geben, wie Catharina dem Hans das Unheil beigebracht haben könnte
. Zwar erinnert sich einer von ihnen, er habe einmal mit Hans Marggraf
auf einer Hochzeit in Önsbach einen „Trunk getan", aber das sei vor zwölf
Jahren gewesen, und er wisse nicht mehr, ob Catharina überhaupt auf dem
Fest gewesen sei.

Da auch die anderen Zeugen nichts zu dieser Sache sagen konnten, brachte
die Kundschaft auch keine Begründung für die Anklage. Der Vorwurf des
Hans Marggraf erscheint auch nicht im Urteilsprotokoll. Aber durch die
Aussagen kamen so viele Anschuldigungen anderer Art vor die Kommission
, daß sich in ihren Mitgliedern die Gewißheit festigte, Catharina ist eine
Hexe. Dabei stammte vieles, was vorgebracht wurde, vom Hörensagen, besonders
, was die Frau des Hans Marggraf verschiedenen Leuten erzählt
hatte - die Catharina habe ihr bei einer Taufe einen Trunk gereicht, und
davon sei sie krank geworden -, wiederholen eine ganze Reihe von Zeugen
, und da Frau Marggraf bevor sie starb, das Abendmahl darauf genommen
hatte, bekam ihre Aussage großes Gewicht29. Andere steuerten allerdings
recht vage Verdächtigungen bei, Catharina habe ein Pferd verwundet
und durch magische Handlungen Mitbürger schädigen wollen. Von zwei
Berichten über einen Wetterzauber wird unten ausführlicher zu sprechen
sein.

Auch über Margarete Sauer wurden Zeugen vernommen, wenn auch nicht
in der formellen Art wie im vorigen Fall. Weil Margarete sich an einem
Morgen lediglich nach der Anzahl der Ferkel erkundigt hatte, gab Jacob
Sauer seiner Schwägerin die Schuld, daß die beste Kuh in seinem Stall keine
Milch mehr gab. Mehrere Mitbürger bestätigten, daß Pfarrer Melchior
die Margarete eine Hexe genannt hatte und daß der Sohn ihres Schwagers
von ihrer Suppe krank geworden sein soll. Wieder wird protokolliert, was
man über die Margarete erzählt; ein Weber aus Zusenhofen erklärt, „er hab
von der Anna Hartin selbst vernommen, daß des Sur Hansen Weib des Go-
rius Suren Sohn soll verderbt haben. Sonsten hab er wohl gehört, daß sie
zu Appenweier und Zusenhofen in einem bösen Verdacht stehe"30.

Jacob Schneck stellt breit Margaretes Werben um ihn, den verheirateten
Mann, dar und zitiert auch, wie sie sich gegen die allgemeine Verleumdung
wehrt: „Es geschehe ihr Unrecht, sie sei unschuldig wie die Engel im Himmel
."

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