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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 391
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männlichen Glieder des Hauses von der Grün mit ihren Verwaltern und
den Hauslehrern der Kinder („Hofmeister") vorweg. Dann der Landadel
der Nachbarschaft (man wüßte gern Namen), unter Führung des Abtes von
Schuttern - er war Patronatsherr der Kirche in Nonnenweier. Es folgten die
Geistlichen der drei Gemeinden Nonnenweier, Wittenweier und Allmannsweier
in ihrer Amtstracht und schließlich, aber nun schon ganz am Ende
des Zuges, die vier Dorfschultes, die „Stabhalter", wie sie hießen, nach
ihrem Amtszeichen, dem Gerichtsstab der Inhaber niederer Gerichtsbarkeit
. Hinter ihnen nur noch das gemeine Volk, der „Pöbel", wie es, noch
ohne pejorativen Beigeschmack, heißt (populus).

Man braucht keine allzugroßen Kenntnisse des Zeremoniells der barocken
Gesellschaft, um zu verstehen, daß dieser beträchtliche Aufwand nicht allein
zur Ehrung des Verstorbenen geleistet wurde, daß es in gleichem Maß
darum ging, das Prestige und die Ansprüche des Geschlechts von der Grün
sichtbar zu präsentieren. Das Leibpferd unter seiner Schabracke und der
schwer gerüstete Kürassier - sie erinnerten gewiß an die persönlichen Verdienste
des Verstorbenen. Er war hoher Offizier, Reiteroffizier unter Herzog
Bernhard von Weimar, und nach dessen Tod 1638 in französischen
Diensten gewesen. Doch davon später. Die Insignien der Adelsherrlichkeit
dagegen, also etwa die gemalten Schilder am „Todenbaum", am aufgebahrten
Sarg, - es muß sich wohl um die Wappen der Vorfahren und Verwandten
handeln - waren angebracht, um den Rang der Familie, des
„Hauses", zu dokumentieren. Die im Leichenzug mit gehenden Hofmeister
sollten bezeigen, daß die Familie über einen eigenen kleinen Hofstaat verfügte
. Repräsentativen Zwecken dienten auch die Fahnen, die in der Kirche
zu Häupten des Sarges aufgepflanzt wurden. Der Kleinadel stand unter
den gleichen sozialen Zwängen wie der Hoch- und Hofadel. Er mußte darauf
bedacht sein, durch repräsentative Symbole und Gesten sein Prestige
zu wahren und wenn es anging zu vermehren. Der vom Ortspfarrer sorgsam
geschilderte Aufwand wurde vor allem mit dem Blick auf die Adligen
unter den Trauergästen betrieben. Selbst die Schilderung im Kirchenbuch
gehört zu den Repräsentationswerken dieses Begräbnisses.

Man geht zumindest nicht fehl in der Annahme, daß die Familie von der
Grün Motive hatte, die Fama ihres Hauses etwas lauter zu verkünden als
vergleichbare Familien der Freien Reichsritterschaft der Ortenau. Es galt
zu kompensieren. Man war kein in der Ortenau eingesessener Adel, war
zugezogen. Damit mag es zusammenhängen, daß der Kaufpreis für die
Herrschaft Nonnenweier und für die Anteile an den anderen drei Dörfern
relativ hoch gewesen war. Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach behauptete
in einem Brief, ihm sei die Herrschaft schon zuvor zum Preis von
24 000 Gulden - wie sie Johann Christoph von der Grün der Stadt Straß-

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