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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 398
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Prestige und Gewicht seines Hauses gegenüber den angrenzenden Grundherrschaften
und besonders innerhalb der Ortenauer Reichsritterschaft, deren
Mitglied er wurde, zu verstärken. Er erreichte dies mit den klassischen
Mitteln der Zeit, durch Repräsentation und Heiraten. Repräsentativen
Zwecken diente der Bau eines neuen Familiensitzes, des ersten Schlosses
in Nonnenweier an der Stelle der heutigen Gastwirtschaft Linde, also an
einer zentral gelegenen Stelle im Ortsplan.27 Die Heiraten der beiden Kinder
des Obersten dienten dazu, die Familie mit eingesessenen Geschlechtern
der Ortenau zu verbinden. Der Sohn Johann Christoph der Jüngere (?
- 1680) verlobte sich um 1667 mit der Reichsfreiin Elisabeth Sophie
Waldner von Freundstein.28 Eine Tochter heiratete in eines der angesehensten
Straßburger Geschlechter, in das der Zorn von Plobsheim.29 Daß der
Familie die Einordnung in die Landadelgesellschaft der Ortenau gelang,
wird schon dadurch erwiesen, daß der genannte Sohn gleichen Vornamens
zwischen 1670 und 1680 als Amtmann des Markgrafen von Baden-Dur-
lach in Lahr waltete. Er heiratete in dieser Zeit nicht seine frühere Verlobte
Waldner von Freundstein, vielmehr eine junge Dame, Sophia Dorothea,
aus dem Geschlecht der Freiherrn von Crailsheim, das ja, wenn auch im
Fränkischen zu Hause, eine ganze Reihe von Heiratsverbindungen mit Ortenauer
und Straßburger Geschlechtern, vor allem mit den von Hüffel, einging
.30 Einem von Crailsheim ist deshalb eine politische Schrift Grimmelhausens
, die 'Ratio Status' 1670, gewidmet.

Für die Dörfer selbst tat Oberst von der Grün das Beste, was er tun konnte.
Er ließ die durch die Kriegsfolgen unsicher gewordenen Besitzverhältnisse
an Grund und Boden klären, legte ein neues Verzeichnis an, das älteste in
Nonnenweier erhaltene Bannbuch. In der Verwaltung bewahrte er die mustergültigen
Regelungen der Stadt Straßburg. In den Worten des Pfarrers
Schnitzler:

„die Regierung seiner Unterthanen hat er also geführet / daß bey denselben biß dato
alles gleichwol mehr im Auff- als Abnehmen begriffen gewesen / dergestalt /
daß man mit gutem fug auch von derselben Wachsthumb sagen möcht / was löbliche
Stadt Straßburg an diesen über Rheinischen ruinierten Dorffschafften nach
dem verderblichen Kriegswesen / theils durch ihre extraordinari Gnad und Gelin-
digkeit: theils durch ihre schöne Policey und Kirchen-Ordnung gepflantzet / das
hat unser Herr Oberster Seel. durch conservation aller solcher herrlichen Gesätz
und Ordnungen in der Kirch und in der Policey begossen / daß es floriren und grünen
können / und Gott hat zuvorderst zu allem erwünschten Wachstum das Gedey-
en gegeben."31

Der Reiteroberst hatte seine Grundherrschaft schon in einem Umfeld begründet
, in dem die politischen Chancen der reichsunmittelbaren Adelsgeschlechter
im Schwinden waren. Unter dem Druck der sich immer mehr in

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