http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0411
kann der Regen beim Getreide Unheil anstiften. Wenn ausgerechnet in der
Erntezeit, wenn das gemähte Getreide am Boden liegt, einige Regentage
auftreten, dann wächst das Getreide aus. Dieser Übelstand trat in den Jahren
1821 und 1826 auf. Sommerzeit ist auch Hagelzeit. Am 13. Juni 1768
traf ein Hagelschlag von ungefähr einer Viertelstunde das Galgenfeld.
„Der Hanf war totaliter ruiniert. Vom Korn stund nur noch der vierte Teil.
Gesamtschaden: 4-5000 Gulden." Ein ruinöses Jahrhundertwetter, was den
Regen anbetrifft, herrschte im Sommer 1816. Von den katastrophalen Folgen
dieses Wetters hatten wir bereits im Bericht von Pfarrer Schoch gehört.
Nachdem bereits in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in Lichtenau
der Kartoffelanbau eingeführt war3, verfehlte Pfarrer Schoch nicht,
in jedem Jahresbericht über das Ernteergebnis zu berichten. Ja, er führte
fünf Jahre an, in denen nach dem Ausfallen der Getreideernte nur eine
reichliche Kartoffelernte die Bevölkerung vor einer Hungerkrise bewahrte:
1822, 1825, 1827, 1828 und 1830. Für das Jahr 1822 lautet der Text:
„Besonders half gar Vieles dazu, den Abgang von Brotfrüchten zu ersetzen, die
sehr reichlich ausgefallene Kartoffelernte, denn durch deren Hilfe wurde der Brotmangel
in vielen Häusern nicht so stark fühlbar, und es war ein abermaliger Beweis
, wieviele Ursachen wir dazu haben, Gott von Herzen dafür zu danken, daß
dieses amerikanische Gewächs und Pflanze bei uns ist bekannt und einheimisch
geworden, und ohne dasselbe würde der Mangel, Not und Hunger unerträglich
drückend geworden sein."
Der Bericht von 1828 gibt auch einen Einblick in die Eßgewohnheit der
Leute:
„Es gab viele Grundbirn (Kartoffel), welche den Abgang von Frucht zum Teil wieder
gut machten. Die Leute sparten an Brot und begnügten sich mit Milch und
Grundbirn."
In jenen Zeiten scheint die Vorliebe der Lichtenauer für Bratkartoffel mit
Sauermilch ihren Ursprung zu haben. Für Pfarrer Schoch war diese Knolle
immer noch eine Neuheit, denn seine Großeltern hatten deren Einführung
in den Landbau noch miterlebt. Ein großer Vorteil für diese Feldfrucht war
ihre damalige Gesundheit, die später durch Krautfäule, Abbaukrankheit
und Kartoffelkäfer gefährdet wurde. Die einzige Gefahr, die ihr damals
schon drohte, war die Nässe. Im September 1829 regnete es viel.
„Viele Kartoffeläcker kamen ins Wasser und diese Wurzelgewächse, die keine
Nässe vertragen können, litten sehr stark, denn sie fingen an zu faulen."
Auch in den nicht vor Hochwasser sicheren Kellern begannen 1824 die
Kartoffeln zu faulen. In dem nassen Herbst 1821 faulten sie auf den
Äckern. Doch auch in trockenen Kellern konnten die Kartoffeln Schaden
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