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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 412
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leiden, wenn dort in kalten Wintern die Temperatur unter den Gefrierpunkt
sank (1826).

Der Umfang der Stoppelrübenernte hing vom günstigen Herbstwetter ab.
Ein trockener Sommer schadete ihnen nicht. Allerdings konnten sie bei einem
frühen Frosteinbruch auf den Äckern erfrieren (1812). Einen Mangel
an Rüben glichen die Bauern in der Not dadurch aus, daß sie Stroh fütterten
, so daß für die Streu im Stall kein Halm übrig blieb (1826). In solchen
Fällen war es üblich, das Schilfrohr der Rheinniederungen (Strauet) und
das Laub des Waldes dazu zu verwenden.

Eine Nutzung, die im Mittelalter eine große Rolle gespielt hatte, war fast
ganz aus dem Blickfeld geraten: Das Eckern. Doch berichtet die Pfarrchronik
noch zweimal von ihr. Im Herbst 1774 wurde die Ausübung des Eckerrechts
freigegeben: Jeder Bürger durfte ein Schwein, der Pfarrer zwei
Schweine in den Wald treiben. Im Jahre 1818, als es wieder viele Eicheln
gab, überließ man es den armen Leuten, diese mit ihren Kindern aufzulesen
. Die Herrschaft versteigerte die Eicheln des Münzwaldes um acht Gulden
. Es soll für den Steigerer ein gutes Geschäft gewesen sein. In der Zeit
von 1774 bis 1818 hatte der Übergang von der Weidewirtschaft zur Stallfütterung
stattgefunden, der auch die Schweinehaltung betraf. Bei dem Eichelsammeln
als letzter Art der Eckernutzung scheint es geblieben zu sein,
sofern überhaupt noch jemand Interesse daran hatte.

Eine Gefährdung der Äcker und Wiesen, die in allen Jahreszeiten drohte,
war das Hochwasser. Im Winter und im Frühjahr konnte dieses noch nicht
allzuviel Schaden anrichten, nicht einmal im Sommer, wenn das Hochwasser
die Fluren nur wenige Tage überflutete. So geschah es im Juli 1813,
daß das Hochwasser des Rheins die ganzen Felder zwischen Lichtenau und
Graueisbaum überschwemmte (die Au!), so daß das Wasser an manchen
Stellen vier Schuh hoch stand. Pfarrer Schoch nutzte diese Gelegenheit,
um zusammen mit Revierförster Götz und Apotheker Wagner von der
Schwarzbachbrücke aus im Kahn nach Graueisbaum zu fahren. Nur an
hoch gelegenen Stellen schauten noch die Ähren des Getreides über den
Wasserspiegel. In Graueisbaum standen nur noch vier Häuser auf dem
Trockenen. Bei den meisten lief das Wasser zu den Fenstern hinein. Die
Leute hatten in Lichtenau Zuflucht gefunden. Das Hochwasser verschwand
aber sehr schnell wieder. Es war beträchtlicher Schaden entstanden, der
aber nicht so groß war, wie man befürchtet hatte. Die Regierung spendete
den Grauelsbaumern Getreide und Kartoffeln. Die nächste große Überschwemmung
, von der die Chronik berichtet, soll die größte seit Menschengedenken
gewesen sein. Die Bedrohung kam aber dieses Mal (Ende
Oktober 1824) nicht vom Rhein, sondern vom Osten, vom Gemeinen

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