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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 436
(PDF, 127 MB)
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Im Vergleich zur dörflichen Situation verfügte eine Stadt wie Offenburg
über größere finanzielle Ressourcen: Allein die Sammlungen ergaben etwa
1830 einen Betrag von 1380 Gulden. Die Stadt bezahlte das sog. jährliche
große Almosen von 80 Gulden. Die in Gasthäusern aufgestellten Armenbüchsen
erbrachten etwa 30 Gulden. Davon unterstützte der Fonds 72 Menschen
mit Beträgen zwischen wöchentlich 12 Kreuzern und 1 Gulden.
Weitere Beträge kamen aus älteren Stiftungen, Polizei- und Frevelstrafen
sowie Schulversäumnisstrafen. Im Rechnungsjahr 1830 nahm der Armenfonds
durch 77 gestiftete Jahreszeiten der Kirchenschaffnei Offenburg
144 Gulden ein.

Die Armenpolizei

Im Jahr 1819 führte der Rammersweierer Gemeinderechner in sein Rechnungswerk
den Posten „Armenpolizei" ein, in Offenburg wurde die Rubrik
„Armenunterstützung" erst 1830 durch „Armenpolizei" ersetzt.
Ein Vergleich der Gemeindeausgaben für die Armenpflege verdeutlicht einen
rasanten Anstieg der kommunalen Armenausgaben, der sowohl für Offenburg
als auch Rammersweier zutrifft.

1820R: 30AOG: 432 fl
1835 R: 77AOG: 285 fl
1842 R: 388 flOG: 416 fl
1847 R: 466AOG: 2340 fl
1853 R: 601 fl OG: 2339 fl

Die Offenburger Zahlen müssen ergänzt werden, da die Versorgungsleistungen
des St. Andreasfonds und anderer Fonds fehlen. So stiegen die
Armenausgaben aller Stiftungen, Fonds und der Armenpolizei zusammengerechnet
von 9035 Gulden (1830), auf 17 885 Gulden (1846) und 22 393
Gulden (1848). Die Zahlen stammen aus einem gedruckten Bericht über
die Verwendung kirchlicher Stiftungsgelder aus dem Jahr 1850. Der Offenburger
Stiftungsvorstand stellte darin eine Bilanz seiner Tätigkeiten zwischen
1830 und 1849 auf40. Das sehr aussagekräftige Dokument bietet uns
ein authentisches Bild der sozialen Lage, in der sich die Bevölkerung zwischen
1830 und 1850 befand. Ganz dem Denken der nachrevolutionären
Reaktionszeit verhaftet, wollte der Stiftungsvorstand die Offenburger Bürger
vor den sozialen und politischen Gefahren des Verarmungsprozesses
warnen. Eindringlich forderte er die Bürgerschaft auf, bei der Bewältigung
der sozialen Frage „an einem Strick zu ziehen". Sonst drohe der Stadt eine
unheilvolle Zukunft, „welcher eine Bürgerschaft unausweichlich entgegeneilt
, in deren Schoß die Verarmung in solchem Grade zunimmt". Innerhalb
von fünfzehn Jahren stiegen die Armenausgaben um etwa 200 Prozent.

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