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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 455
(PDF, 127 MB)
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Der Letzte

Vitalis Balthas, Piarist, gestorben 1815

Although our last, not least...
Shakespeare, King Lear (I, 1)

Johannes Werner

Immer ist einer der letzte. Vitalis Balthas war der letzte Rektor des Rastatter
Piaristenkollegs, das von 1715 bis 1808 bestand, und zugleich der letzte
Provinzial der reichsdeutschen Ordensprovinz; als er starb, ging eine ganze
Epoche zu Ende.1 Sein ehemaliger Schüler Joseph Loreye, der ihm im Amt
des Schulleiters noch nachfolgte, widmete ihm einen gefühlvollen Nachruf
: „Von vielen hoch würdigen Männern, die ich aus diesem Collegium
habe kennen lernen, muß ich hier Einen nennen, einen unermüdeten verdienstvollen
Lehrer, der bei kränklichem Körper (er litt von Jugend auf an
einem chronischen Fußübel) und bei oft eingetretener wahrer Armuth (die
Piaristen erhielten die ihnen karg zugemessene Besoldung oft sehr unregelmäßig
) sein ganzes Leben dem Berufe als Lehrer mit unaussprechlicher
Selbstverläugnung weihte, Vitalis Balthas, in unsrer Nachbarschaft, in
Forchheim, einem Filiale von Mörsch, geboren. Seine Verdienste erhoben
ihn zu allen Ehrenämtern seines Ordens. Er starb hier den 14. Mai 1815 als
Provinzial in der Ruhe, die er nicht kannte; denn er lehrte bis an das Ende
seines Lebens noch fort, und lehrte sterbend noch christlich sterben. Er
ruht auf dem hiesigen alten Friedhofe. Ruhe sanft, verehrungswürdiger
Mann, bis zum großen Tage! Gewiß ist dir die Erde leicht."2

Das Porträt, das Loreye hier von seinem verehrten Lehrer und Amtsvorgänger
zeichnete, scheint in allen seinen Zügen zuzutreffen. Jedenfalls
paßt es zu den Fakten, die einer im Badischen Generallandesarchiv erhalten
gebliebenen, aber bisher wohl noch nie benutzten oder auch nur
berührten Akte zu entnehmen sind; sie stammt vom November 1818 und
enthält das 'Inventarium über die Verlassenschaft des verstorbenen pensionierten
Piaristenprovinzials Vital Balthas dahier'.3

Daß ein solches Inventarium überhaupt aufgestellt wurde, ist zunächst erstaunlich
genug, denn zu erben war da nicht viel. Zwei Seiten reichten völlig
aus, um die 'Effecten' des Verstorbenen zu verzeichnen: ein Habit, einen
Mantel, einen Hut; oder „2 alte Leintücher, 6 paar Unterhosen, 8 alte
Handttücher, 6 paar Strümpf, 11 Nastücher, 6 alte Hemdten"; oder einen
silbernen Eßlöffel, zwei kleine Kaffeelöffelchen, ein Stückchen Alabaster
und zwei Stückchen Marmor, zwei Papierscheren, eine Brille und sogar
vier „diverse Geldbeutel" (man fragt sich freilich, wozu Balthas sie

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