Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 457
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brauchte). Diese und einige weitere Kleinigkeiten wurden amtlicherseits
auf einen Gesamtwert von rund 60 FL, gleich Gulden, taxiert. Insgesamt
belief sich der Nachlaß, einschließlich eines noch ausstehenden Pensionsabschlags
von 448 Fl., auf 630 FL; doch dem standen Schulden von 1.195
Fl. gegenüber. - Nur zum Vergleich: als 1820, also nur fünf Jahre später,
der letzte Abt von Schwarzach in Rastatt starb, hinterließ er ein Sach- und
Barvermögen von rund 15 000 Fl., von dem nach Abzug der Schulden
noch 7000 blieben.4 Es gab große Unterschiede, selbst zwischen ehemaligen
Ordensoberen.

Es war also ein ärmlicher, kärglicher Haushalt, in dem Vitalis Balthas, zusammen
mit dem Laienbruder Felix Hornung, seit der Aufhebung des Kollegs
gelebt hatte.5 Es fehlte an allem - nur nicht an Büchern. Das besagte
Inventar benötigte zwar zwei Seiten für das Praktische, aber deren zwölf
für Literarisches: da gab es rund 150 Titel, davon mehrere mehrbändige,
vor allem aus der Theologie, der Philosophie und Logik, der Pädagogik,
der Trigonometrie, Geometrie und Algebra; dazu viele lateinische Texte
sowie lateinische, französische und deutsche Lexika; und fast alles aktuell
, nämlich aus den letzten Jahren des 18. oder den ersten des 19. Jahrhunderts
. (Noch aus dem Todesjahr stammt die in den Akten erhaltene, unbezahlte
Rechnung einer Mannheimer Buchhandlung.) Wobei diese Bücher
ja nur, und ganz und gar, die private Bibliothek des Piaristen bildeten, die
die des Kollegs gewissermaßen vorausgesetzt und ergänzt hatte.6 Daß er
Bücher besaß und sonst fast nichts, daß also wohl sein Herz an ihnen hing,
macht etwas von dem Menschen sichtbar, der er war.

Alle diese Bücher und alle die anderen Habseligkeiten kamen, auf amtliche
Anordnung, im August 1815 unter den Hammer (und erscheinen in den
Versteigerungsprotokollen somit zum zweiten Mal). Die Bücher gingen
erst einzeln, dann korbweise an die Professoren und Studenten des Lyzeums
, das die Nachfolge des Piaristenkollegs angetreten hatte; die Habseligkeiten
fanden neue Besitzer unter den Bürgern der Stadt, während Bruder
Felix die Ordenskleidung übernahm und zwei jüdische Händler7 den
schäbigen Rest, die vier leeren Geldbeutel inbegriffen.

Die Versteigerung war aber angeordnet worden, weil der geringen Habe eine
lange Reihe von Verbindlichkeiten gegenüberstand. Da war nicht nur,
wie schon gesagt, der Mannheimer Buchhändler Tobias Loeffler, sondern
auch noch dieser und jener Rastatter Händler, Apotheker oder Arzt. Da war
auch wieder der Bruder Felix, „der den Verstorbenen seit der Aufhebung
des Klosters bedient und alle Bestellungen besorgt hat", so daß sogar das
sonst so kritische Amt fand, seine Forderung sei „jeder Hinsicht sehr billig,
und man muß daher auch solche der besonderen Rücksicht empfehlen". Da

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