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Franz Josef Himmelsbach (1816-1889)
Bauernsohn vom Schönberg
Holzhändler in Oberweier
Stammvater einer Unternehmerdynastie
Renate Liessem-Breinlinger
In zweierlei Hinsicht imponierte Josef Himmelsbach dem Schriftsteller
und Pfarrer Heinrich Hansjakob: Vom Schwarzwälder Bauernsohn hatte er
es zu einem der größten Holzhändler des Deutschen Reiches gebracht, und
er war ein Katholik zum Vorzeigen, selbstbewußt und immun gegen die
Zeitströmung des Kulturkampfes. In dem Buch „Dürre Blätter" notiert
Hansjakob einige Kernsätze, die Josef Himmelsbach 1877 während einer
Reise auf der Schwarzwaldbahn geäußert hatte: daß es keines Studiums
bedürfe, um in Handel und Wandel richtig zu spekulieren oder daß in politisch
unruhigen Zeiten wie im Krieg ruhig denkende Menschen ihren Geschäftsgeist
am besten könnten walten lassen. Damit seine Leser Josef
Himmelsbach nicht als „Profitmacher und eine Art Gründer" einstuften,
charakterisiert ihn Hansjakob als kreuzbraven Mann mit naturwüchsigem
Menschenverstand in der Tracht des wohlhäbigen einfachen Bürgers. Genau
so wollte die Himmelsbachdynastie auch Generationen später gesehen
werden: solid, bodenständig und wohlhabend.
Josef Himmelsbach stammt vom Hagseppenhof am Schönberg bei Lahr,
wo er 1816 als Sohn des Vogtes Georg Thaddaeus Himmelsbach und dessen
Frau Elisabeth Volk geboren wurde. Eigentlich war er als Hoferbe vorgesehen
. Er widersetzte sich jedoch den elterlichen Heiratsplänen und verzichtete
auf seinen Anspruch. 1841 ging er die Ehe mit der nicht sehr vermögenden
Katharina Winter, einer Tochter des Blumenwirts in Prinzbach,
ein. Diese wird als schön, gesund, intelligent, selbstsicher und tüchtig beschrieben
. Nach drei Jahren in deren Elternhaus ließ sich die junge Familie
mit Sohn Benjamin in Oberweier bei Lahr nieder, wo Josef Himmelsbach
mit einem Kapital von 1500 Gulden aus dem väterlichen Vermögen 1844
ein landwirtschaftliches Anwesen gekauft hatte. 1846 nahm er einen Holzhandel
auf, denn er kannte sich als Sohn eines Waldbesitzers auf diesem
Gebiet aus. Der Eisenbahnbau zwischen Offenburg und Basel in der Mitte
des 19. Jahrhunderts bot ihm die entscheidende Chance, die er ohne Zögern
nutzte. Er beschaffte sich große Mengen Rohmaterial, sortierte nach
Säg- und Schwellenholz und ließ fremde Sägewerke für sich im Lohnschnitt
arbeiten. Als chemische Verfahren zur Holzkonservierung aus England
bekannt wurden, stieg er sogleich ein, erst durch Pacht der Kyanisier-
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