Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 481
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0481
seiner lang genährten Hoffnung und Sehnsucht, die Eroberung Straßburgs,
stehe nun vor der Tür. Er ahne aber, daß er sie nicht mehr erleben werde
und wünsche dies auch gar nicht mehr. Seit er dem Kriege mit all seinen
Schrecknissen und seinem entsetzlichen Elende ins Auge geschaut habe,
könne er sich seines Berufs nicht mehr freuen. Friedlich und sonnenbe-
glänzt lägen an dem wunderschönen Sommerabende, an dem er diesen
Brief schreibe, die badische wie die elsässische Rheinebene bis zu den
schönen Schwarzwaldbergen und bis zu den Vogesen vor ihm mit all ihren
Dörfern und Städtchen, und in diesen Gottesfrieden trage nun der eroberungssüchtige
Mensch Mord und Brand hinein. Es erfülle ihn dies mit tiefem
Weh. Er sehne sich nach Frieden und Ruhe. Nun, beides wurde ihm
kurz darauf zuteil.

IV

Doch ich kehre zurück zu den Erlebnissen der zweiten Hälfte des Monats
Juli 1870. Es waren bange, erwartungsvolle Tage. Man war stets auf einen
Einbruch der Franzosen gefaßt. Zweimal entstand auch ein blinder Lärm,
sie stünden schon bei Maxau. Einige bayerische Chevauxlegers mit ihren
breiten roten Tuchstreifen an den grünen Hosen wurden für Franzosen gehalten
. Auf der „Schießwiese" in Karlsruhe, dem Platz vor der jetzigen
Festhalle, die damals noch nicht existierte, waren etwa acht Tage lang Tag
und Nacht hunderte von Bauernwagen mit Pferden und requirierten Lenkern
versammelt, bereit, das hiesige Grenadierregiment wenn nötig wegzufahren
auf einen gesicherteren Platz. In diese Zeit fiel auch der bekannte
Rekognoszionsritt, den der jetzt so berühmte Graf Zeppelin, damals württembergischer
Kavallerieoberleutnant, mit zwei anderen Offizieren, darunter
der badische Dragonerleutnant Villiez, der dabei in französische Gefangenschaft
geriet, nach dem Oberelsaß unternahm9. Auch an Einquartierung
fehlte es nicht. Wir hatten zwei Reservemänner des Leibgrenadierregiments
ca. 14 Tage im Quartier, schöne, kräftige Männer, aber keineswegs
von kriegerischem Mute beseelt. Ich mußte ihnen förmlich Mut zusprechen
; sie kehrten übrigens s. Zt. ganz wohlbehalten zurück, besuchten uns
und erzählten viel von ihren Taten.

Am 30. Juli marschierte die ganze badische Division, welche bis dahin zusammengezogen
worden war, hier durch und dem Rheine zu, den sie bei
Maxau überschritt10. Es war eine stattliche, wohlausgerüstete Truppe. Es
war ein stolzer, erhebender Anblick, diese Tausende, Regiment um Regiment
mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen, völlig kriegsmäßig
ausgerüstet und mit vollem Train und allem Zubehör vorüberziehen zu
sehen. Natürlich drängte sich dabei auch der Gedanke auf: Wie viele von

481


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0481