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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 488
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X.

Beim Verlassen Straßburgs hatte ich nicht gedacht, daß ich binnen kürzester
Frist zu langem, mehr denn eineinhalbjährigem Aufenthalt dahin
zurückkehren würde! Und doch war dem so.

Etwa 14 Tage nach meiner Rückkehr erhielt ich ganz überraschend den
Auftrag, den damaligen Steuerdirektor Regenauer, der mit der Einrichtung
und Leitung des Steuer- und Zollwesens in Elsaß-Lothringen berufen worden
war, in der Eigenschaft eines Dezernenten als Adlatus zu begleiten.
Regenauer war kurz zuvor an die Stelle des alten Geh. Rates Kühlental getreten15
und dadurch bereits in Karlsruhe mein unmittelbarer Vorgesetzter
geworden, indem ich im April 1870 - nach rund 5jährigem Sekretariatsdienste
bei der Steuerdirektion - zum Kollegiatmitglied bei dieser Stelle,
mit dem damals für die jüngeren Mitglieder einer Kollegialstelle üblichen
Titel „Assessor", ernannt worden war. In späteren Jahren wurde Regenauer
, ein Sohn des früheren sehr verdienten badischen Finanzministers Regenauer
, Präsident der Generalintendanz der Großherzoglichen Zivilliste mit
dem Range eines Wirklichen Geheimen Rates - Exzellenz - und noch später
in den erblichen Adelsstand erhoben.

In den letzten Tagen des Monats Oktober fuhr ich nach Straßburg zum Antritt
meines neuen Dienstes ab. Tags zuvor hatte der Donner der Kanonen
in ganz Deutschland und in Straßburg selbst die so lange ersehnte Kapitulation
der Feste Metz mit der 170 000 Mann zählenden Armee Bazaines
(27. Oktober) verkündet, ein hoch bedeutsames Ereignis, das sich den vorausgegangenen
glänzenden Siegen und Erfolgen würdig anreihte und die
Hoffnung auf baldigen Friedensschluß aufs neue aufleben ließ, eine Hoffnung
, deren Erfüllung sich doch noch recht lange hinzog.

Das so interessante und ehrenvolle Straßburger Commistorium war mir in
gewisser Beziehung wenig erwünscht16. Auf der andern Seite eröffnete die
Berufung die Aussicht auf eine sehr anregende, alle Anspannung der Kräfte
erfordernde Tätigkeit, die geeignet war, das beste Heilmittel für meine
gedrückte Stimmung zu bilden. Diese Aussicht verwirklichte sich auch in
der Tat. Ich wurde aufgerüttelt und zu tatkräftigem Handeln gezwungen.
Dazu trat der belebende Umgang mit tüchtigen und interessanten Männern
aus den verschiedensten Gauen Deutschlands. Ich kehrte an Körper und
Geist neu gestärkt nach Beendigung meiner Tätigkeit zurück.

Immerhin fiel mir die Trennung vom Kinde und von den Meinigen recht
schwer. Ich suchte sie zwar dadurch zu mildern, daß ich am Ende fast jeder
Woche, längstens aber doch alle 14 Tage (Samstagabends) nach Karlsruhe

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