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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 509
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achtungen aus dem persönlichen Bereich Scheffels, über seine Schrullen
und Fehler, aber auch zu seiner gutmütigen, menschlichen Wesensart5.
Freundschaft verbindet Vierordt mit dem Lyriker Emanuel Geibel in Lübeck
, mit dem Basler Kulturhistoriker Jacob Burckhardt, mit dem proven-
zalischen Volksdichter und Dialektforscher Frederic Mistral oder dem Berliner
Historienmaler Anton von Werner6. Sie alle betrachten den Karlsruher
Dichter als ihresgleichen. So verleiht denn der badische Großherzog Friedrich
I. dem angesehenen Schriftsteller Vierordt an seinem 50. Geburtstage
den Titel eines Hofrats. Mit dem Ersten Weltkrieg enden die unbeschwerten
Jahre für die Vierordtsche Familie. Während der Inflation geht das gesamte
Vermögen verloren, still und zurückgezogen lebt der Dichter fortan
in seiner Karlsruher Wohnung im Hause Westendstraße 44 (heute Rein-
hold-Frank-Straße). Seine Lebensweisheit machen jene Zeilen transparent,
die er am 19. Oktober 1936 an den Schriftstellerfreund Albert Herzog in
Baden-Baden richtet7: „ ... daß Sie mich mit vollem Recht darin einmal
den 'Friedfertigen' genannt haben, hat mich ergötzt. Meine tatsächliche
Friedfertigkeit entsprang nicht immer einer christlichen Tugendhaftigkeit,
sondern es war stets ein gut Stück Weltgleichgültigkeit dabei. In dem
kurzen Leben mochte ich mir niemals die Tage unnötig versauern und verbittern
."

Heinrich Vierordt hat neben Einzelbeiträgen in Zeitungen und Zeitschriften
ein Dutzend Gedichtbände sowie als Prosaschriften das Büchlein der Träume
, seine Lebenserinnerungen und deren anekdotenhafte Fortsetzung „Aus
dem Schattenspiel meines Lebens" herausgebracht8. Die Lyrik der Anfangsjahre
ist noch getragen von blumig-überschwenglichen Formulierungen
der Spätromantik, wofür einige Zeilen aus dem Gedicht „Kunst"
stehen mögen:

Wie abendlich um Alpenfirnen
Verklärend atmet Rosenpracht,
Und wie der Mond von den Gestirnen
Am holdsten blinkt zur Frühlingsnacht.
Wie Gottes Odem brusterquickend
Von Bergen weht in's grüne Tal,
So wandelt, sanften Auges blickend,
Die Kunst mit ihrem Weihestrahl ...

Späterhin gerät die Sprache kantiger, markiger. Der Dichter versucht sich
in eigenwilligen Wortschöpfungen wie lügenverworfene Höflingsrotte,
Reiffrostsilberglut, Musikmodenfirlefanz, Pestnotgeheul, Sprachbergwerk,
weltalldürstend, flammenausfauchend, leidenschaftstrudelnd oder koboldgrinsend
. Mit solcherlei Metaphern wurde neben anderen Klassikern auch
der Dichter Heinrich Heine bedacht:

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