Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 532
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0532
katholische Stiftungsrat und der evangelische Kirchengemeinderat, daß bis
zum Ablauf von 10 Jahren die politische Gemeinde noch die notwendigen
Unterhaltungs- und Ausbesserungsarbeiten an der Kirche übernimmt. Für
die restlichen fünf Jahre bis zur Beendigung des Simultanverhältnisses
sollte diese Verpflichtung auf beide Kirchengemeinden übergehen, die
dann gemeinsam für die Erhaltung der Kirche sorgen sollten.

Da jedoch seit 1901 an der Kirche keinerlei Renovierungsarbeiten durchgeführt
wurden, befand sich die Kirche in einem denkwürdig schlechten
Zustand. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Offenburger Bezirksbauinspektion
am 21. September 1912 über die Ottenheimer Kirche folgende
Feststellung traf:

„Das Gestühl in der Kirche ist abgenutzt und entbehrt jeglicher Standsicherheit.
Die Kniebänke sind stark beschädigt und sind zu schmal. An dem Deckenputz unter
dem Unterzug ist ein Riß, Wände und Decke sind weiß getüncht mit wenig
Malerei. Verputz und Anstrich sind in einem annehmbaren Zustand. Die in Barockform
gehaltenen Altäre und Kanzel sind im Anstrich und der Vergoldung völlig
verblaßt und bedürfen einer Renovierung. Der Dachbodenbelag des Langhauses
ist an vielen Stellen wurmig und vermodert. Dasselbe gilt für das Dachgebälk.
Während die Schiefereindeckung des Turmes an manchen Stellen schadhaft ist, ist
das Holzwerk im Innern gut. Turmböden und Treppen sind ausgetreten. Der
Glockenstuhl aus Eichenholz ist wurmstichig und veraltet. Der äußere Putz und
der Anstrich sind mit Ausnahme weniger Stellen gut erhalten."

Die Kosten für die Behebung dieser Schäden wurden dabei auf insgesamt
9000 Mark geschätzt.

Tatsächlich muß sich die Kirche jedoch noch in einem weitaus schlechteren
Zustand befunden haben. Denn 1914 wird berichtet, daß die Decken
und Wände des Chores und der Sakristei vielfach schadhaft seien. Die
Sandsteinplatten in der Kirche sowie die im Chor und die Altarstufen
wären ausgetreten und äußerst schadhaft. Darüberhinaus seien vom Beiwerk
der Altäre mit Schmuck und Ornamentik bereits Teile wie Schnitzereien
, Rahmen, Füllungen, Voluten an Kapitellen und Strahlen abgefallen.
Von einem ähnlich desolaten Zustand berichtet ein Schreiben des damaligen
katholischen Ortsgeistlichen Pfarrer Krug vom 22. April 1914:

„Das Mauerwerk ist so schlecht, daß das Regenwasser einsickert. Der Boden in
der Kirche weist derartige Löcher und Vertiefungen auf, daß eine Reinigung des
Gotteshauses nicht mehr möglich ist. Unter der Kanzel und neben den Altären
sind neue Löcher entstanden. Wahrscheinlich durch Mäuse und anderes Geziefer.
Gestern aber hüpften 5 Kröten in verschiedener Größe in der Kirche herum. Wir
haben beobachtet, daß diesselben nicht von auswärts, sondern aus den Löchern der
Altäre und Kanzel hervorkamen und sich dort auch wieder verschlupften."

532


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0532