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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 539
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Als das vordere Drittel der Kirche schon niedergebrannt war, rettet Pfarrer
Kunz unter Einsatz seines Lebens die am Ostgiebel des Kircheninneren
angebrachten drei Altarbilder. Einige Zeit später stürzte die Glocke mitsamt
dem Glockenstuhl in die Tiefe. Jedoch war das Gewölbe über dem
Chorraum so stark, daß es auch diesem Niedersturz standhielt. Außer dem
Klöppel, der spurlos verschwunden war, wurde die Glocke später unversehrt
wiederaufgefunden. Gegen 23 Uhr war der Brand der Ottenheimer
Kirche zu Ende, und ein barockes Kleinod im Ried war zerstört.

Der Wiederaufbau

Ehe an den Wiederaufbau der Kirche zu denken war, mußten nunmehr zuerst
die Eigentumsverhältnisse dieser „Trümmerkirche" geklärt werden.
Die Verhandlungen, die zur Auflösung des Simultaneums geführt wurden,
konnten dank des Entgegenkommens der katholischen Kirchengemeinde
bereits am 19. März 1947 durch den beurkundeten „Gemeinschafts-Aufhebungsvertrag
" notariell abgeschlossen werden. Damit ging die Kirchenruine
in das Alleineigentum der Ottenheimer evangelischen Kirchengemeinde
über.77

Nachdem diese rechtlichen Verhältnisse abgeklärt waren, ging die evangelische
Kirchengemeinde, allen voran Pfarrer Hermann Ernst,78 unter der
Bauleitung von Architekt Wilhelm Hauger (Nonnenweier) im Frühsommer
1947 daran, in der verwüsteten Dorfmitte die ehemalige Simultankirche
wieder aufzubauen. Was sich heute so einfach liest, war in der damals französisch
besetzten Zone für gegenwärtige Begriffe ein großes Abenteuer.
Jedoch mit unvorstellbaren Opfern an Geld, Zeit, Einsatz und Natural-
gaben wurde in mühseliger Arbeit diese Kirche wieder aufgebaut.
Zunächst jedoch mußte der Schutt in der Ruine des Langhauses und des
Turmes abgeräumt und weggefahren werden. Aus Witterungsgründen
mußte die Arbeit immer wieder unterbrochen werden. Wie sich der damalige
evangelische Ortspfarrer Hermann Ernst, der 1946 aus französischer
Gefangenschaft zurückgekehrt war, erinnert, war die Freilegung des wunderschönen
spätgotischen Chorraumes mit den beiden wertvollen gotischen
Maßwerkfenstern - in östlicher und südlicher Richtung - eine
besondere Freude. Denn dieses Kleinod war durch die barocke Altarwand
in der Zeit des Simultaneums nicht sichtbar.

Nachdem der Schutt der Kirchenruine abgefahren war, wurde das Langhaus
und der Turm mit mühsam organisierten Backsteinen „ausgeflickt".
Oftmals war die Weiterarbeit kaum noch möglich, da man Facharbeiter
brauchte, die noch andere dringende Aufgaben zu erledigen hatten. Zusätz-

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