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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 554
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liehen Teil des Amtsbezirks gelegenen kleinstädtischen Zentrum, war der
Obstumschlag ein relevanter Wirtschaftsfaktor.19 Der Bühler Markt war
der Hauptumschlagplatz für das (mittelbadische) Obst. In normalen Obstjahren
wurden täglich 2000 bis 3000 und in guten Obstjahren sogar 6000
bis 7000 Zentner Frühzwetschgen auf dem Markt umgesetzt. Der größere
Teil dieses Obstes wurde mit der Reichsbahn auch in entfernteste Gebiete
versandt.20

Die Beschreibung der Agrar- und Industriestruktur wäre ohne einen Blick
auf die Berufsstruktur der Bevölkerung im Bühler Bezirk unvollständig:
Von den 68 777 Einwohnern des Bezirks wurden 1925 36 327 dem Bereich
der Landwirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht und Forstwirtschaft zugerechnet
. Immerhin 52,8% der Bevölkerung, während der entsprechende
Anteil des Primärsektors im Land Baden lediglich 28,2% betrug.21 Bis
1939 reduzierte sich der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung auf
38,6%.22 Dies läßt sich v. a. mit dem wirtschaftlichen Aufschwung bis zum
II. Weltkrieg erklären, der gerade die Inhaber kleiner und kleinster landwirtschaftlicher
Betriebe zur Betriebsaufgabe und Abwanderung in die Industrie
bewog.23 Diese Veränderungen bewirkten jedoch keine Schmälerung
der Bedeutung des Obstbaues im hier behandelten Zeitraum. So heißt
es im Jahresbericht der Bezirkssparkasse Bühl von 1938: „Die wirtschaftliche
Entwicklung unseres engeren Heimatbezirks ist in erster Linie abhängig
von dem Ausfall der Obsternte."24

Nach diesem allgemeinen Überblick über die Landwirtschaft im Bezirk
Bühl sollen nun die Probleme und Vorgänge um den Obstbau in den 20er
und 30er Jahren geschildert werden.

3 Krisenerscheinungen und Lösungsstrategien 1927-1933

3.1 Der Versuch einer Neuorganisation des Absatzes

Am 22. Juli 1927 tagte die Marktkommission der Stadt Bühl unter dem
Vorsitz Bürgermeister Grüningers. Wichtige Entscheidungen standen auf
der Tagesordnung. Immerhin ging es um den „nahezu 500 Jahre alten"
Obstmarkt der mittelbadischen Stadt. Die Sitzungsteilnehmer hatten sich
u. a. mit den immer wieder auftretenden Verzögerungen und langen Wartezeiten
beim Bahntransport sowie den andauernden Versuchen einiger Obsterzeuger
, zu früh geerntetes oder gar verdorbenes Obst zu verkaufen, auseinanderzusetzen
. Beides wirkte sich negativ auf die Qualität der empfindlichen
Ware aus. Im harten Konkurrenzkampf mit anderen Obstbaugebieten
, wie beispielsweise der Pfalz, konnte dies einen beachtlichen finanziel-

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