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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 556
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0556
eine strukturelle Veränderung des Obstabsatzes in Angriff nahm. Die Errichtung
einer Obstmarkthalle sollte nach Ansicht des Obstbauinspektors
nur den äußeren Rahmen hierzu bieten. So konkretisierte der Obstbauinspektor
in einem Beitrag zur regionalen Tageszeitung seine Vorstellungen
zu einer künftigen Obstabsatzorganisation: „Die Obstversteigerung,
das moderne Verkaufswesen", war als Ersatz für die bisherigen Wochen-
und Straßenmärkte vorgesehen. Für diese zeit- und kostensparende Abwicklung
des Geschäftes galt eine ,,[s]aubere Sortierung, einheitliche Verpackung
, gleichmäßige Gewichte, Standarts", d. h. eine kurzfristig in
größeren Mengen verfügbare und versandfertige Ware, als Voraussetzung
.31

Der Bezirk und die Stadt Bühl waren nicht auf sich alleine gestellt. Bereits
im Oktober 1928 hatte die Badische Landwirtschaftskammer der Stadt
Bühl einen Zuschuß von 20 000 RM und ein zinsverbilligtes Darlehen von
137 000 RM aus Reichsmitteln32 für „den Erwerb eines Geländes am Verladebahnhof
und die Erstellung geeigneter Hallen mit neuzeitlicher Markteinrichtung
" zugesichert.33 Diese Zuteilung von Förderungsmitteln für eine
umfassende Neuorganisation des Marktes besaß ihre prinzipielle Berechtigung
in der bereits beschriebenen Bedeutung des Obstbaues als Wirtschaftsfaktor
für den Bezirk. Durch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung
am Ende der 20er Jahre wurden die o. g. strukturellen Wettbewerbsprobleme
des regionalen Obstmarktes enorm verstärkt. Anhaltende Preisrückgänge
machten die Arbeit der Obsterzeuger zunichte. Bürgermeister Grüninger
gab für 1929 einen „Bruttoverdienst" von 3 bis 4 Rpf. für das Pfund
Frühzwetschgen an.34

Der Preissturz von 1929, dem Beginn der Weltwirtschaftskrise, betraf neben
den Zwetschgen auch alle anderen Obstsorten. Dieses unglückliche
Zusammentreffen der allgemeinen Krise mit einem Überangebot im Zeichen
einer Rekordernte erklärt den Rückgang der Preise unter das Vorkriegsniveau
.35 Die Krise im Obstabsatz war so groß, daß der Bühler Bürgermeister
selbst den Lufttransport des Obstes in Erwägung zog, um neue
Absatzgebiete (Schweden, Polen usw.) für den heimischen Obstbau zu erschließen
.36 In den folgenden Jahren vermehrte der Kaufkraftrückgang
breiter Bevölkerungsschichten die Absatzprobleme der Obsterzeuger ste-
tig-37

Ein aufmerksamer Beobachter, wie Landesökonomierat Kölmel, hatte
schon früh gewarnt, daß der Obstbau „nicht übertrieben werden darf, sondern
nur in Verbindung mit der Landwirtschaft erfolgen soll"38. Wenn der
Obstverkauf nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, so sollte wenigstens
eine Selbstversorgung mit den Grundnahrungsmitteln möglich sein. Eine

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