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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 557
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einseitige Orientierung der kleinen Betriebe auf den Obstanbau mußte sich
bei einem Preisverfall entsprechend verheerend auswirken. Die schon Ende
1928 düstere Lage der Landwirtschaft im Allgemeinen hatte (so Tab. 4)
zu einer Ausweitung des Obstanbaues geführt.39 Der Wein und Tabak seien
zum Teil unverkäuflich, der Milchpreis decke kaum die Gestehungskosten.
Die Preise für Futtermittel und Dünger seien dagegen gestiegen, so klagte
im November 1928 ein Landwirt aus dem Bühler Bezirk.40 Der Verfall der
Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse bei gleichzeitigem Preisanstieg
für von der Landwirtschaft benötigte Industrieprodukte setzte sich auch in
den nächsten Jahren fort und führte zu einer ungeheuren Verschuldung der
Landwirtschaft.41

Zu diesen ungünstigen ökonomischen Umständen trat 1931 eine „Ernte-
Katastrophe". Infolge verheerender Unwetter war das Getreide am Halm
verfault, auch das Obst, die Kartoffeln und das Heu waren bei anhaltender
nasser Witterung schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Hagelstürme
hatten Bäume und Weinstöcke in ganz Mittelbaden geschädigt.42 Schon
das Jahr 1930 hatte eine „enorme Missernte" [!] für die Obsterzeuger
gebracht.43 Die gesunkene Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten in der
Weltwirtschaftskrise verhinderte trotz dieser Angebotsverknappung einen
nennenswerten Preisanstieg beim Obst (vgl. Tab. 2). War das Marktgeschehen
noch einigermaßen berechenbar, so blieb der Faktor Wetter eine unbekannte
Größe in der Wirtschaftsplanung des Landwirtes.

Der in der Obstbauförderung engagierte Kreisvorsitzende44, Bürgermeister
Schneider aus Gaggenau, beklagte die für die Obsterzeuger widrigen ökonomischen
Verhältnisse und wies daraufhin, daß durch eine Obstmarkthalle
, verbunden mit Aufbewahrungslagern, über die die Marktauffuhr geregelt
werden könnte, sich die Preise für die Erzeuger in Zukunft günstiger
entwickelten.45 Zwei Jahre lang hatte sich trotz des zur Verfügung stehenden
Geldes in der Markthallenfrage nichts getan. Aber auch dieser Appell
an die ökonomische Vernunft sollte wirkungslos bleiben. Reichsminister
Dietrich zeigte sich zwar immer noch grundsätzlich bereit, „der Stadtgemeinde
Bühl für die Schaffung einer den dortigen Verhältnissen entsprechenden
Absatzeinrichtung[,] eine namhafte Unterstützung [. . .] zu gewähren
", aber angesichts der „bisher völlig nutzlos" gebliebenen 20 000
RM forderte (und erhielt) er diese zurück 46

Warum vertrat man in Bühl die sich hier bietende Gelegenheit, einen modernen
Obstumschlagsplatz zu errichten, der sowohl den Erzeuger- als
auch den Händler- und Verbraucherinteressen entsprochen hätte? In einer
Stellungnahme der Badischen Landwirtschaftskammer heißt es: „Leider

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