Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 560
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0560
durch eigene Veranstaltungen auf Gemeindeebene die Belange des Obstbaues
.59 Ergänzend stellten die Gemeinden aus Reichs- und Kreismitteln
Gelder für die Ertragssteigerung durch Sortenverbesserung zur Verfügung.
Für jeden umgepfropften Baum gab es 1930 13 Rpf.60 Auch die Landwirtschaftliche
Schule in Bühl, an der u. a. die Fächer Weinbau, Ackerbau,
Wirtschaftslehre, Tierzucht sowie Obstbau - dieses Fach unterrichtete der
Obstbauinspektor - gelehrt wurden, trug zur Hebung des landwirtschaftlichen
Fachwissens im Bezirk Bühl bei.61 Organisatorisch eng mit dieser
verbunden und von deren Vorstand, Landesökonomierat Kölmel geleitet,
reihte sich der 1928 gegründete bäuerliche Versuchsring Acher- und Bül-
lotgau in diese Anstrengungen zur Modernisierung und dadurch zur Rentabilitätssteigerung
der Landwirtschaft im Bezirk ein. Hier unternahm man
Versuche zur Sortenwahl, zur Düngung, zum Pflanzenschutz und erprobte
die Anwendung von landwirtschaftlichen Maschinen.62

3.3 Landwirtschaft und NSDAP 1930 bis 1933

Im Bühler Bezirk, der 1925 eine katholische Mehrheit von 94,4% der Bevölkerung
besaß, dominierte bis zum Ende der Weimarer Republik die
Zentrumspartei. Lediglich die Gemeinden Achern, Bühl und Ottersweier
hatten mit 52,2, 15 und 11,9% der Bevölkerung einen nennenswerten Anteil
an Protestanten. Die SPD, die als zweitstärkste Partei im Bezirk 1925
gerade 7,1% der abgegebenen Stimmen erhielt, rekrutierte den größeren
Teil ihrer Wähler aus den Industriestandorten Achern, Bühl, Kappelrodeck
und Oberachern.63 Aufgrund der Themenstellung und dem Umstand, daß
das Zentrum und die NSDAP zwischen 1919 und 1933 zusammen immer
mehr als 65% der Wähler erreichten, scheint (auch in Tab. 1) eine Beschränkung
auf diese Parteien gerechtfertigt. Im Jahr 1928 richtete sich der
Wahlkampf des Zentrums v. a. gegen die neu gegründete Christlichnationale
Bauern- und Landvolkpartei. Die aus der Landwirtschaft stammenden
Wähler sahen sich in der Folge im Mittelpunkt der Wahlwerbung.64 Doch
blieb die neue Partei mit 3,1% der Stimmen marginal. Insgesamt hatte das
Zentrum nur 400 Stimmen weniger als 1925, doch der Anstieg der Wahlbeteiligung
um ca. 2000 Stimmen, von der neben der NSDAP v. a. die
SPD, die Wirtschaftspartei und die Deutsche Volkspartei profitierten, ließ
dessen Anteil gegenüber der Wahl von 1925 um fast 10% sinken.65

Im November 1928 setzte sich das Presseorgan des Zentrums, der „Acher-
und Bühler Bote", zum ersten Mal mit der NSDAP auseinander, der man
„Bauernfängerei" und eine weitere Zersplitterung der Landwirtschaft vorwarf
.66 Dies dürfte mit der in diesem Jahr verstärkten Ausrichtung der nationalsozialistischen
Propaganda auf ländliche Wählerschichten zusammenhängen
. Zu diesem Zwecke war eigens eine Bauernnummer des „Füh-

560


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0560