Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 568
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4 Der Obstbau im Dritten Reich

4.1 Politische Abrechnung und Ende der Genossenschaften?

In der Zeit nach der Machtergreifung bis zur Konsolidierung des Regimes
kam es zunächst (auch) im Bereich der Obstbauförderung und der Obstabsatzorganisation
zu Irritationen. So führten einige Obsthändler ihren

1932 begonnenen Kampf gegen die ungeliebte Konkurrenz der Obstgeno
fort, indem sie deren Initiator, den Kreisvorsitzenden Schneider, verstärkt
bedrängten. Die Zuteilung öffentlicher Mittel an die Obstgeno schädige die
Händler, so der Vorwurf.127 Die Obstgeno wurde als „Familien-A.G." verunglimpft
, da eine Tochter Schneiders hier angestellt war. Ihm selbst wurde
verleumderisch vorgeworfen, daß er alles tue, um den Obstbau zu schädigen
.128 Auch Obstbauinspektor Hopp sah sich „unter scharfer Zurückweisung
unberechtigter Beschwerden und persönlicher Anfeindungen" in
eine Verteidigungsposition gedrängt.129 Er geriet zugleich in das Schußfeld
einer Gruppe von Nationalsozialisten aus Kappelwindeck, die versuchte,
den Obstbauinspektor politisch zu diskreditieren, indem sie ihn als „Nazifresser
" bezeichneten. Daneben warf man ihm und Kölmel eine Schädigung
der Bühler Interessen durch falsche Auskünfte bezüglich des Umfan-
ges des Obstaufkommens vor, weshalb die Reichsbahn den Bahnhof nicht
erweitern wolle. So stand im „Führer" zu lesen: „Haben diese Herren wirklich
nicht den Verstand am richtigen Platze, oder ist es eine Gehässigkeit.
Wir nehmen das letztere an."130 Kölmel erklärte daraufhin - schriftlich -,
er habe „seinen Maßnahmen stets nur fachliche Erwägungen zu Grunde
gelegt, was er auch fernerhin tun werde".131 Später war Kölmel Mitglied
des Führungsstabes der Kreisbauernschaft.132 Hopp fand die Unterstützung
des neuen Kreisvorsitzenden, während dessen Amtsvorgänger Schneider,
als „Marxist" verunglimpft, aus dem Kreisrat ausscheiden mußte. Der nationalsozialistische
Kreisvorsitzende Stier sprach sich in einer Versammlung
des Kreises Baden vermittelnd (bzw. abwartend) sowohl für die traditionellen
Märkte mit Händlern als auch die schon bestehenden Genossenschaften
aus und unterstützte die Stellung der Obstgeno als Dachorganisation
der Genossenschaften.133 Hopp trat in der ersten Hälfte des Jahres

1933 der NSDAP bei.134 Aber nicht nur in Bühl griffen die Obsthändler
die Genossenschaften an. Der neu gegründete Mittelbadische Obstgroßhändlerverband
versuchte in einer Sitzung im Rathaus der Stadt
Achern, den NSDAP-Bürgermeister Krämer zu veranlassen, die Tätigkeit
der Achag und der Landwirtschaftskammer einzuschränken, da dem Obsthandel
„von staatswegen Konkurrenz gemacht werde." Die Obsterzeuger
und Mitglieder der Achag sollten ausschließlich den Markt in Achern beliefern
dürfen.135 Der Interessenverband der Obsthändler beabsichtigte mit
dieser Maßnahme, die Obsterzeuger zu zwingen, ihre Ware ausschließlich

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