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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 569
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an ansässige Händler zu verkaufen. Dies hätte unter Umständen ein Preisdiktat
von seiten der Händler nach sich gezogen.

Die Obsterzeuger wurden auch durch das Gerücht verunsichert, es sei beabsichtigt
, die Erzeuger einzelnen Märkten zuzuweisen. Die Dienststellen
der Partei erklärten, keine derartigen Schritte vorzubereiten.136 Die Frage,
ob die örtlichen Entscheidungsträger von solchen zukünftigen Maßnahmen
nichts wußten oder lediglich die Bevölkerung nicht brüskieren wollten,
bleibt offen.

4.2 Der Aufbau der Kreisbauernschaft

Am Beispiel des Obstbauinspektors und des Landesökonomierates wurde
die Anpassung der im Amt verbliebenen Fachleute an die neuen politischen
Umstände vorgeführt. Sie stellten sich und ihr Können den neuen
Machthabern zur Verfügung. Noch bevor das erste Jahr der nationalsozialistischen
Herrschaft um war, wurde es selbstverständlich, sich deren Umgangsformen
und Sprache zu bedienen. Anläßlich der Auflösung des
Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Bühl schloß Landesökonomierat Köl-
mel z. B. die Versammlung „mit einem begeistert aufgenommenen ,Sieg
Heil' auf den Schirmherr der deutschen Bauernschaft, Herrn Reichskanzler
Adolf Hitler".137

Ab September 1933 wurde die Landwirtschaft im Bezirksamt Bühl berufständisch
organisiert und die Kreisbauernschaft Bühl mit ihren Untergliederungen
, den Ortsbauernschaften, ins Leben gerufen. Eine Anordnung
der Landesbauernschaft verlangte die Gleichschaltung der landwirtschaftlichen
Genossenschaften. Dabei sollten „in erster Linie alte Parteigenossen
oder alte Mitglieder der NS.-Bauernschaft" bei der Vorstandsbesetzung
vorgezogen werden.138 Nach diesen Vorgaben wurden auch im Bezirk Bühl
die traditionellen landwirtschaftlichen Institutionen in die neue Organisation
überführt.139 Die verschiedenen Obstbauvereine blieben zwar bestehen
, doch bildeten sich deren Vorstände nicht mehr demokratisch in Wahlen
. Jetzt regelten die Orstbauernführer deren Besetzung.140 Auch kam es
vor, daß der Kreisbauernführer selbst „Vorschläge" zur Neuwahl machte,
die dann ausgeführt wurden.141 Der Reichsnährstand umfaßte alle Organisationen
und Personen, die mit der Landwirtschaft in einem direkten oder
indirekten Zusammenhang standen. Die Gliederung der Reichsorganisation
mit ihren vier (ab 1935: drei) Hauptabteilungen setzte sich bis in die
Kreisbauernschaften fort. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang
die Kreishauptabteilung III. Ihrer Aufsicht unterlag die Überwachung
der Anordnungen der Marktverbände.142 An der Spitze der Kreisbauernschaft
Bühl stand zunächst Franz Holl, bis Anfang 1935 der Kreis-

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