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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 594
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statt, was gerade in unserem Raum an den beiden Herrschaftsgebieten
Hornberg und Fürstenberg sehr deutlich wurde. Im Oberamt Hornberg, das
in den Jahren 1534 bis 1538 reformiert wurde, verschwand das Interesse
an der Erhaltung und Pflege von Bildstöcken ganz, so daß Hermann Fautz
in seiner Beschreibung „Feldkreuze und Bildstöcke im oberen Kinzigtal"
auf die fürstenbergischen Gemeinden ausweichen mußte, „. . . in denen der
Brauch der Errichtung solcher Kultdenkmale bis in die jüngste Zeit in
Übung geblieben ist"2.

Einen weiteren deutlichen Einschnitt in die religiösen Bräuche brachte die
Aufklärung, die Ende des 18. Jahrhunderts von Frankreich ausging. Und
ausgerechnet in Haslach zeigten sich die Ratsherren besonders „aufgeklärt
", wie eine Begebenheit zeigt, die Pfarrer Oechsler in seinem Artikel
„Die Pfarrei Haslach im Kinzigtal" nach Ratsprotokollen wiedergibt: „Namentlich
die seichten religiösen Ideen der französischen Enzyklopädisten
und der bureaukratische Geist der glaubensleeren josefinischen Aufklärung
. . . waren den Haslacher Ratsherren zu Kopf gestiegen . . . Ein Haslacher
Bürgersohn, Valentin Hansjakob, war als Färbermeister im niederbayrischen
Ort Bogenberg ansässig geworden. In einer schweren Krankheit gelobte
er, bei wiedererlangter Gesundheit seinem Namenspatron ein Bildstöckchen
in seiner Heimat Haslach errichten zu lassen. Er schrieb deshalb
an seinen früheren Pflegvater, einen gewissen F. Sandhaas, und trug ihm
auf, mit Genehmigung des Magistrats dieses Bildstöcklein an der Mühlenstraße
am Garten des Sandhaas aufstellen und die Kosten hierfür aus seinem
noch in Haslach stehenden großmütterlichen Vermögen zu bestreiten.
Der Rat beschloß nun unterm 27ten Nov. 1789, dem Herrn F. Sandhaas zu
erkennen zu geben: ,Daß diese Intention der jetzigen Aufklärung gar nicht
entspreche und man jetzt vielmehr auf die Ab- als Aufstellung derlei
unnützer, die Religion entehrender Denkmale bedacht sei'."3 Kaum irgendwo
anders in unserer Nachbarschaft wurde so hart durchgegriffen. Aber in
Haslach selbst fehlt tatsächlich für das ausgehende 18. und gesamte
19. Jahrhundert der Nachweis für die Errichtung eines einzigen Bildstocks.

In unserem Jahrhundert schließlich wurden Bildstöcke und Wegkreuze aufgestellt
, wann immer das notwendige Geld vorhanden war und Überzeugung
und Wille des Stifters stark genug waren. Als Folge der gerade modernen
Nostalgie-Welle mag es betrachtet werden, daß vor allem während
der letzten rund zwanzig Jahre wieder an die alte Tradition angeknüpft
wird.

Bildstöcke und Wegkreuze sind religiöse Zeichen, die errichtet werden, um
ein Gelöbnis zu erfüllen, an einen Verstorbenen, Verunglückten oder gar
Ermordeten zu erinnern, oder einfach, um Gott zu danken. In jedem Fall

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