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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 635
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Wann beginnt die Fasnacht?
Versuch einer Klärung

Kurt Klein

Es hieße die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, würde man die
Tatsache übersehen, daß der 11. November, der Martinstag, im Jahresablauf
der Narren nicht einen markanten Platz einnimmt. Auch gibt es landauf
, landab keine närrische Vereinigung, an der dieser Tag spurlos vorübergehen
würde als Anlaß, das Narrenvolk nach längerer Zeit wieder einmal
offiziell zusammenzurufen. Doch auch ohne der Narretei besonders das
Wort zu reden, hat sich der Namenstag des hl. Bischofs von Tours, des römischen
Reitersmannes, der in der Kälte seinen warmen Mantel mit dem
armen Bettler teilte, tief in die Volksseele eingegraben.

Allerdings zeichnete sich der Martinstag früher im Alemannenland
zunächst durch die Märkte und die damit verbundenen Tanzvergnügen aus.
Auch galt dieser Tag, nachdem die Ernte restlos geborgen war, zum Teil
schon in klingende Münze umgesetzt werden konnte, als Abschluß des
Erntejahrs. „Um Martini" wurden nach altem Brauch verschiedene Steuern
bzw. Pachtzinsen fällig. Als „Bündelestag" bot der 11. November dem Gesinde
erstmals wieder die Gelegenheit, die Arbeitsstelle zu wechseln, sich
einen neuen Bauern zu suchen. Alles deutete an Martini auf Abschluß, auf
Ende hin, wobei selbst die Natur ihren Rahmen dazu gab, wenn nach der
Geschäftigkeit in den Monaten des Frühlings, Sommers und Herbstes in
Feld und Flur die Winterruhe einzog. Dann aber erhielt der Martinstag, vor
allem der Abend, durch die Förderung aus den Bereichen der Kindergärten
, Schulen und Kirchen das Gepräge eines „Lichtfestes" mit den
Martinsumzügen der Kinder. Dieser sinnvolle Brauch hat, von Franken
und dem Rheinland kommend, auch in unseren alemannischen Breiten
eine liebevolle Aufnahme gefunden. Gerne möchte man auch sagen, daß
der 11. November unserer heimischen Narren einen ähnlichen Verlauf genommen
hat, nämlich aus den Gefilden des rheinischen Karnevals! Dort
wird der 11. November seit eh und je als ein Hochfest der Narren begangen
. Noch mehr, mit dem Wort-, dem Zahlenspiel beginnt bereits am
11.11., 11 Uhr 11, die närrische „Kampagne" des kommenden Jahres.

Wenn wir tiefer in die Geschichte unserer schwäbisch-alemannischen
Volksfasnacht vordringen, werden wir nach einem 11. November als närrischer
Anlaß, geschweige denn gar als närrischer Auftakt zur kommenden
Fasnacht vergeblich suchen. Dagegen entnehmen wir einem wissenschaftlichen
Forschungsbericht1: „Die Fasnachtseröffnung am 11.11., das Treffen
um 11.11 Uhr, wie auch die Bezeichnung Elferrat sind eine Übernahme vom

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