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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 650
(PDF, 127 MB)
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vergangenen Jahre nach. In Rückblenden
erinnert er sich an die politischen Höhepunkte
der dreißiger Jahre, die ihn trotz
der aufschäumenden Emotionen um ihn
herum kalt ließen. Der Kriegsausbruch erweckte
in ihm keine vaterländische Gesinnung
und kein Gefühl der Feindschaft
gegenüber dem Kriegsgegner. In diesem
Seelenzustand verfällt der Fünfzehnjährige
, zu den Luftwaffenhelfern eingezogen,
während der militärischen Ausbildung einer
tiefen Niedergeschlagenheit. Der Bereich
der Soldaten, ungefärbt durch gleiß-
nerische oder sich aufopfernde Leitfiguren
, wird zur absoluten Negation alles
Guten. Diese Welt ist verkommen, der
Mensch zum Klischee, die Sprache zum
stereotypen Kasemenhofton. Seinem Alter
entsprechend, empfindet der Junge,
was auf ihn einstürmt, stärker, als daß er
es reflektiert. Fluchtraum bietet ihm nur
seine eigene bürgerliche Familie, in der er
sich geborgen fühlt.

Nach dem sinnlosen Tod seines Kameraden
kündigt er das Urvertrauen in seine
Gruppe. Als zurückgehende deutsche Soldaten
ihn in die Sicherheit mitnehmen
wollen, weigert er sich mit dem Hinweis
auf seinen Auftrag, die - inzwischen zerstörte
- „Kanone" nicht zu verlassen.
Dem nachstoßenden Feind ergibt er sich
und geht mit der bewußten Geste der
wehrlosen Unterwerfung - er nimmt die
Hände hoch - den Weg in die Freiheit und
in die Adoleszens.

Haehling von Lanzenauer stellt in seiner
„Erzählung gegen den Krieg" „den geschichtlichen
Vollzug" zeitlich genau bestimmbarer
Ereignisse in einem Heranwachsenden
dar. Bei allen dichterischen
Mitteln der Rückblende, des Leitmotives,
der - eher sparsam eingesetzten - poetischen
Bilder nähert sich der Text immer
wieder der historischen Dokumentation,
der auch der realistische Stil entspricht.
Der Verfasser fand eine sehr idealistische
Lösung, ob sie für die Jahrgänge der Luftwaffenhelfer
typisch war, mag offen bleiben
. Karl Maier

Heinrich Hansjakob: In der Residenz.
Erinnerungen eines badischen Landtagsabgeordneten
. Nach der Ausgabe
von 1911 des Bonz-Verlages, Stuttgart.
Mit einem Porträt des Autors und 16
Abbildungen nach zeitgenössischen
Darstellungen. Nachwort und Anmerkungen
von Manfred Hildenbrand, Geleitwort
von Oberbürgermeister Prof.
Dr. Gerhard Seiler, Karlsruhe. Wald-
kircher Verlag, Waldkirch o. J. (1993),
656 Seiten, Efaleinen, DM 36,80
Rechtfertigung, Geschichtsquelle und Liebeserklärung
Das von Hansjakob verfaßte und im
Waldkircher Verlag erneut aufgelegte
Buch „In der Residenz" vermittelt eine
Epoche der badischen Zeit- und Kulturgeschichte
.

Im allgemeinen verblaßt die politische
Tätigkeit Hansjakobs etwas im Schatten
hinter seiner im strahlenden Lichte erglänzenden
Bekanntheit als weithin gerühmter
und vielgelesener Volksschriftsteller. Und
doch durchzieht sein waches Interesse,
mitunter sein aktives Auftreten am und im
politischen Tagesgeschehen letztlich sein
ganzes Leben und einen Großteil seines
literarischen Gesamtwerkes. Einer der
herausragendsten Beweise dafür dürfte
aber wohl seine im Jahre 1878 erstmals
erschienene Veröffentlichung „In der Residenz
- Erinnerungen eines badischen
Landtagsabgeordneten" sein. Nach über
100 Jahren hat nun der Waldkircher Verlag
als 25. Buch in seiner Edition der erneuten
Herausgabe der Schriften Hansjakobs
bzw. von Abhandlungen über den
schreibgewandten Schwarzwälder dessen
lange schon erwarteten Erinnerungen „In
der Residenz" als 6. Auflage wieder angeboten
. Als besonderer Vorteil darf dabei
die Tatsache angesehen werden, daß die
neue Waldkircher Ausgabe auf der zweiten
1911 im Verlag Adolf Bonz und
Comp, in Stuttgart erschienenen Veröffentlichung
beruht. Diese wurde von
Hansjakob gründlich überarbeitet und von
ursprünglich rund 250 Seiten auf nahezu

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